Am 31. Juli startete die späte Fortsetzung zu Die nackte Kanone unter der Regie von Akiva Schaffer in den deutschen Kinos. In den Hauptrollen ist die Komödie mit Liam Neeson als Lt. Frank Drebin Jr., Pamela Anderson als Beth Davenport und Paul Walter Hauser als Capt. Ed Hocken Jr. besetzt worden. In der Tradition der Vorgängerfilme um Leslie Nielsen in der Rolle von Frank Drebin gelangt hier auch sein Sohn (Liam Neeson) in zahlreiche Stolperfallen, die zu slapstickreichen Auseinandersetzungen führen. Doch so manchmal kann auch er unerwartete Erfolge verbuchen. Ob Liam Neeson mit Die nackte Kanone ein glaubwürdiger Genrewechsel vom Actionthriller ins Komödienfach gelingt oder hier nur ein wenig überzeugender Aufguss einer Kultreihe mit fehlender Treibladung für originelle Gags entstanden ist, möchte ich euch in meiner Kritik verraten.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Inhaltlich geht es diesmal um Frank Drebin Jr., den Sohn von Frank. Dieser wird nach einem actionreich-gestoppten Banküberfall einerseits unter seinen Kollegen gefeiert und andererseits von seiner Chefin Davis (CCH Pounder) aufgrund seiner Alleingänge als Strafe kurzerhand zur Verkehrspolizei degradiert. Dort werden Frank und sein Partner Ed Hocken Jr. mit einem rätselhaften Unfall vertraut gemacht, bei dem ein Tech-Ingenieur mit seinem E-Auto ohne jegliche Bremsspur einen Abhang heruntergestürzt ist. Obwohl Frank erstmal von einem Selbstmord ausgeht, bringt ihn die reizvolle Schwester des Opfers namens Beth Davenport auf eine heisse Spur. Diese führt zu Richard Cane, einem zwielichtigen Tech-Mogul, der u.a. auch E-Autos produziert. Er möchte mit einer Gruppe von Superreichen die Welt ins Chaos stürzen. Ob Frank es schafft ihn aufzuhalten?

Über die originale Trilogie mit Leslie Nielsen
Die ersten drei Filme rund um Die nackte Kanone, die wiederum ihren Ursprung aus der gefloppten Comedyserie Die nackte Pistole hatten, feierten grosse Erfolge an der Kinokasse. Dabei stammen einige der Gags direkt aus der TV-Vorlage. Hierbei war es ein gewagtes Unterfangen, eine erfolglose Serie 6 Jahre später fürs Kino zu adaptieren, aber letztlich ging dies vollends auf. Auch heutzutage bieten die drei Filme mit jeweils rund 80 Minuten Laufzeit aus meiner Sicht noch kurzweilig-komödiantische Unterhaltung. Dies liegt einerseits an Leslie Nielsen, der seine Rolle in vielen Momenten irrsinnig-ernst verkörpert und damit andererseits so manche slapstick- oder kalauerreichen Momente befeuert. Weiterhin ist es aber auch die hohe Gagdichte, die unter Freunden des Genres zahlreiche Lacher garantiert und damit auch mal misslungenere Witze schnell wieder in Richtung Vergessenheit befördert.

Ein erfolgreiches Rezept für Schenkelklopfer-Filme
Das dabei eingesetzte Gagmuster mag natürlich vorhersehbar sein, wenn sich Witze mal visuell bzw. innerhalb der Slapstickebene und dann wieder als klassisch-mehrdeutiges Verständigungsproblem entlarven. Letztlich sind es aber genau solche Schenkelklopfer-Filme, die, sofern man sich auf diesen Humor einlassen kann, so viele entdeckungsfreudige und teils auch kreativ platzierte Momente der Komik, welche sich teils auch im Hintergrund abspielt bietet. Lediglich ihre zahlreichen Nachahmer, in denen teils auch Leslie Nielsen bis zu seinem Tod mitwirkte, haben diese Gagmuster so lange abgespult, dass sie jegliche komödiantische Lebendigkeit verloren haben und uninspiriert in Fliessbandarbeit vom Stapel gelassen wurden. Ob es nun aber dem neuen Teil gelingt, die alte Magie der Trilogie wiederherzustellen, erfahrt ihr in den nachfolgenden Absätzen.

Die nackte Kanone reiht sich charmant in die Originaltrilogie ein
Bereits bei seiner Laufzeit von gut 85 Minuten orientiert man sich an den Originalfilmen, die bereits aufgrund ihrer Gagdichte keinen Leerlauf geboten haben. Auch dieses Remake hat aus meiner Sicht keinerlei Längen vorzuweisen und katapultiert sich von Kalauer zu Kalauer, die sicherlich mal mehr und mal weniger originell sind, aber letztlich oft genug den unverblümten Charme der Original-Reihe ausstrahlen. Dies allerdings noch mit einer ordentlichen Würze an aktuellen Themen, die mal ganz nebenbei humorvoll durch den Kakao gezogen werden. Auch wenn man dem neuen Film hierbei anmerkt, dass er die Woke-Kultur streift, ist er in seinem teils gnadenlosen und in gefühlt allen Richtung austeilenden Humor furchtlos genug, um auch hier seinem konsequent-klassischen Gagmuster treuzubleiben und sich bei keiner gesellschaftlichen Gruppe anzubiedern.
Dabei steht vor allem die Tradition der Spoof-Komödien der 80er und 90er Jahre im Vordergrund, die sowohl mit visuellen, aber auch physischen Witzen sowie grotesken Wortspielen und Running Gags arbeitet. Hierbei wird auch immer wieder in gut platzierten Momenten die Metaebene befeuert, die sowohl innerhalb der Handlung den Spiess im doppelten Sinne umdreht, aus der Story ausbricht und die Dreharbeiten zum Film aufs Korn nimmt oder letztlich sogar das Kinopublikum auf irrwitzig-pöbelnde Weise anspricht. Gags, die dann so manchmal auch wie ein Schlag ins Gesicht erscheinen mögen. Nach Ende des Films vermisst man so jedenfalls keine der typischen Gagmuster.

Neeson und Anderson sind der Hammer
Schauspielerisch erreicht Liam Neeson, ohne auch nur ansatzweise zu einer plumpen Kopie von Leslie Nielsen zu verkommen, ebenfalls viele Momente, die dank seiner meist ernsten Darstellungsweise in Konfrontation mit seiner Aussenwelt zu herrlich-absurden Albernheiten und slapstickreichen Verwicklungen führen. Dabei gelingt es dem Film auch, Leslie Nielsen auf komödiantischer Ebene Tribut zu zollen. Pamela Anderson begegnet darüber hinaus dem Klamauk mitsamt einer würdevollen und altersstolzen Präsenz, mit der sie gnadenlos Klischees bedient, aber einige davon auch raffiniert umkehren darf. Damit gibt sie so einigen Pointen die nötige Schärfe. Im Zusammenspiel mit Liam Neeson hat sie ausserdem viele irrwitzige Momente vorzuweisen.

Mein Fazit zu Die nackte Kanone
Die Neuauflage zu Die nackte Kanone ist somit aus meiner Sicht genau die Art von Film, die wir wieder öfter im Kino brauchen. Die Komödie weiss zwar, in welche Fussstapfen sie tritt, aber lässt sich davon keinesfalls einschüchtern, sondern katapultiert mit ihren zahlreichen Gags und humorvollen Darstellern in altehrwürdiger und kurzweiliger Tradition einfach drauf los, was in jedem Fall schon mal zu garantierten Treffern führt.
Einfach mal herzhaft zu lachen, ohne sich über unnötige, bedeutungsschwangere Politisierungen oder trendunterlaufenen Anbiederungen den Kopf zerbrechen zu müssen, ist darüber hinaus endlich mal wieder eine befreiende Entwaffnung für unsere heutigen Zeiten, die von zu vielen negativen Nachrichten dominiert werden. In diesem Sinne am besten als Vorprogramm mit der Originaltrilogie die Lachmuskeln eintrainieren, um dann den Kinobesuch umso mehr zu geniessen. Doch keine Sorge, denn auch ohne die Kenntnis der Originalfilme funktioniert dieses gagreiche Unterfangen, um für eine kurzzeitige Unbeschwertheit den fiktiven gegen den alltäglichen Wahnsinn einzutauschen.
Hat Die nackte Kanone eine Post-Credit-Scene?
Ja, hat sie, und es lohnt sich zuvor, den Abspann aufmerksam anzusehen, da dieser ebenfalls noch mit Gags versehen wurde.
Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.
Kommentar schreiben