Am 26. Oktober 2023 erschien die Finanzsatire Dumb Money in den Kinos. Regisseur Craig Gillespie hat den Skandal um den GameStop-Aktienskandal von 2021 nach einer Buchadaption aufwändig inszeniert. Der Cast besteht aus Paul Dano, Seth Rogen, America Ferrera oder Shailene Woodley. Doch kann ein Hammercast einen finanzlastigen Film zum Highlight machen?
Das Duell zwischen Kleinanlegern und Hedgefonds-Managern
Im Jahr 2019 hatten zahlreiche Hedgefonds-Manager auf den Niedergang der Ladenkette GameStop gewettet und Leerkäufe, auch «Short selling» genannt, getätigt. Keith Gill (Paul Dano) ist nicht nur Finanzanalyst, sondern auch im Internet als «Roaring Kitty» (YouTube) und «DeepFuckingValue» (Reddit) unterwegs und informiert seine Followern über Finanzgeschäfte. Der Nerd deckt auch den Plan der Hedgefonds-Manager auf und steckt laufend und über mehrere Monate Geld in die GameStop-Aktien. Seine Gesamtinvestitionen betragen im Jahr 2021 schlussendlich 53 000 Dollar. Die Community nimmt Keiths «indirekte Anlegertipps» mit regelrechter Begeisterung auf und kauft sich mit der neuen Investment-App Robinhood massenhaft Aktien. Das führt wiederum zu einem Bewertungsanstieg der GameStop-Aktie, der bis 2021 anhält und die grossen Hedgefonds-Firmen in eine ziemliche Bredouille bringt.
Durch die gute Bewertung und dem erhöhten Kauf der Aktie verdienen die Kleinanleger ordentlich, während die ganz Grossen in die Röhre gucken. Keith wird zur Internetbekanntheit und muss sich nebenbei mit familiären Problemen beschäftigen. Sein planloser Bruder Kevin (Pete Davidson), seine fürsorgliche Frau Caroline (Shailene Woodley) sowie sein neugeborenes Kind halten ihn ordentlich auf Trab. Derweil versuchen die erzürnten Hedgefonds-Manager Kenneth C. Griffin, Gabe Plotkin (Seth Rogen) sowie Steven A. Cohen (Vincent D’Onofrio) alles, um die drohende Gefahr durch die Kleinanleger zu stoppen…
Was bedeutet «Dumb Money» und «Short selling» überhaupt?
Als «Dumb Money» werden umgangssprachlich unprofessionelle Investments bezeichnet. Oft sind es Kleinanleger, die wenig Ahnung von der Börse haben und zu unpassenden Zeitpunkten ihre Wertpapiere kaufen oder verkaufen. Beim Vorgang «Short selling» versucht ein Aktienhändler, von einem Kursverlust eines Wertpapiers zu profitieren. Ein Händler verkauft dabei Aktien, die er sich zuvor ausgeliehen hat. Diese Aktien muss der Händler bis zu einem bestimmten Datum wieder zurückgeben. Kann der Händler die Aktie für einen tieferen Preis zurückkaufen, darf er die Preisdifferenz behalten. Wer mit Sicherheit weiss, dass eine bestimmte Geldanlage an Wert verlieren wird, kann so viel Geld gewinnen – das Risiko ist jedoch hoch, da die Aktie zwingendermassen zurückgekauft werden muss.
Unterhaltsame Finanzfilme liegen im Trend
Filme über Finanzthemen sind da so eine Sache. Wer hört sich schon gerne im Kino Gerede über Wirtschaft und komplexe Börsenvorgänge an? Allerdings kommt das sehr auf die Inszenierung der Thematik an. So sorgten beispielsweise The Wolf of Wall Street oder The Big Short für gute Unterhaltung und Kurzweile, trotz des eher trockenen Themas. Diese beiden Werke sind zudem rasant und mit viel Witz inszeniert – so dass sie auch Menschen verstehen, die keinen grossen Bezug zur Finanzwelt haben. Bereits Adam McKay hat in The Big Short das Thema «Short selling» aufgegriffen und die Story der Finanzkrise von 2008 aus der Perspektive der «bösen» Hedgefonds-Manager und Investoren der Wall Street erzählt.
Regisseur Craig Gillespie gibt den Kleinen eine Stimme
Cruella-Regisseur Craig Gillespie beleuchtet in Dumb Money die andere Seite und lässt die Normalos bzw. Kleinanleger zu Wort kommen. Dazu zählen nebst Keith Gill und seiner Familie eine Krankenschwester (America Ferrera) zwei College-Studentinnen (Myhala Herrold und Talia Ryder), ein GameStop-Angestellter (Anthony Ramos) sowie dessen Chef (Dane DeHaan). Jeder von ihnen hat seine eigenen Probleme, die aufgrund der Laufzeit von hundert Minuten nur kurz angeschnitten werden. Trotz der kurzen Screentime ist es ein interessanter Einblick in das Schicksal dieser Menschen. Nicht zuletzt, da die Protagonisten in den von der Corona-Pandemie gebeutelten Vereinigten Staaten leben. Das macht die Geschichte nahbarer und dank der leichten Erzählweise verständlich. Vorkenntnisse über die GameStop-Geschichte oder Aktienhandel sind daher nicht notwendig.
Mein Fazit zu Dumb Money
Dumb Money ist informativ und beleuchtet die relativ junge Geschichte um den Gamestop-Aktienskandal sehr verständlich. Die Inszenierung ist rasant und bietet zudem ein paar Pluspunkte, die dem Kinopublikum helfen, die Dimensionen hinter dem Ganzen zu verstehen. So gibt es bei der Vorstellung der Figuren jeweils deren Kontostand kurz zu sehen. Diese Einblendung verdeutlicht den Graben zwischen Arm (-50 000 Dollar) und Reich (+3 Mrd. Dollar) und ist zugleich erschreckend. Jedoch ist es erfreulich zu zuschauen, wie der kleine David dem grossen Goliath auch mal ein Schnippchen schlagen kann. Zudem macht er Lust, sein Glück selber an der Börse zu versuchen.
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