Nick Castle als Michael Myers in Halloween Kills

Halloween Kills: Michael kehrt heim und zwar in einer filmisch konsequenten und gnadenlosen Metzel-Orgie

Mit Halloween Kills ist am 21. Oktober die Fortsetzung zu einem der grössten Horrorfilm-Franchises erschienen. Regie führte erneut David Gordon Green, welcher der langlebigen Reihe bereits 2018 einen moderneren Anstrich verpasst hat. Demnach gibt es auch unter den Darstellern mit Jamie Lee Curtis, Judy Greer und Will Patton bereits vertraute Gesichter. Was Halloween Kills dann vor allem bietet, ist ein Michael Myers, der alles niedermetzelt was sich ihm in den Weg stellt – und das in gnadenloser FSK 18-Manier. Wie gelungen ist daher der Zwischenteil der Reboot-Reihe?

Mit Mistgabeln und Fackeln gegen das unbesiegbare Böse

Der Film knüpft an das Ende seines Vorgängers, dem 2018er-Remake an. Nachdem Laurie Strode ihr Haus in Brand gesteckt hat, um Michael Myers zu töten, überlebt sie schwerverletzt. Sie ist fest überzeugt, dass sie ihren lebenslangen Peiniger mit Hilfe ihrer Tochter Karen und ihrer Enkelin Allyson endlich beseitigt hat. Weit gefehlt, den Michael kann aus dem brennenden Haus von Laurie entkommen, nachdem die Feuerwehrmänner ihn versehentlich durch ihre Löschaktion befreien. Vor seinen Rettern macht er selbstverständlich auch keinen Halt. Nun kehrt er in seine Heimatstadt zurück, um dort sein blutiges Handwerk zu verrichten.

Laurie befindet sich währenddessen im Haddonfield Memorial Hospital, um sich von ihren, im letzten Teil zugezogenen, Verletzungen zu erholen. Zur gleichen Zeit erfahren die Bewohner Haddonfields, dass das absolute Böse wieder heimgekehrt ist. So formieren sich auf den Strassen der Kleinstadt wütende Proteste gegen die Behörden, die offenbar nicht in der Lage sind, den Serienmörder aufzuhalten. Die erbosten Bewohner beschliessen, eine Bürgerwehr zu gründen. Auch die Strodes schliessen sich einer Gruppe anderer Überlebender von Michaels erstem Massaker an und wollen ihn ein für alle Mal zur Strecke bringen. Somit nimmt eine moderne Frankenstein-Hetzjagd ihren gnadenlosen Lauf.

Jamie Lee Curtis als Laurie in Halloween Kills
Laurie bleibt keine Zeit, um sich auszuruhen. | © 2021 Universal Studios. All Rights Reserved.

Halloween Kills ist in jeder Hinsicht brutal

Gnadenlos ist an dieser Stelle aber auch der gesamte Streifen in seiner Inszenierung und die im Laufe des Films immer stärker und vor allem intensiver werdenden und detailreich bebilderten Morde von Michael. Während die Kamera vor allem zu Beginn die ersten Tötungen noch etwas verschleiert präsentiert und Michaels gewaltsamer Angriff auf die Feuerwehrmänner eher einem visuell verspielten und durchchoreographierten Schattenspiel gleichen, werden Michaels Metzel-Orgien vor allem später zunehmend in ihrer Brutalität zu einem konsequent verfilmten Schlachtfest.

Dabei wird in einer Rückblende ins Jahr 1978 auch ein Bezug zu John Carpenters Originalfilm gezeigt, ehe Halloween Kills vor allem mit seinem klassisch gehaltenen und gänsehauterzeugenden Intro startet. Allerdings wirkt diese Rückblende wie ein Hieb eines Vorschlaghammers. Dies, da sie für all jene viel zu aufgesetzt erzählt wird, die vergessen haben, sich zum Aufwärmen Carpenters Klassiker anzusehen.

Jamie Lee Curtis Judy Greer und Andi Matichak aus Halloween Kills
Drei Generationen kämpfen gegen das Böse. | © 2021 Universal Studios. All Rights Reserved.

Die verpasste Chance, einen modernen Touch einzubauen

So gut der Film mich aber nun auch aufgrund seiner visuellen Aufmachung schockiert zurückgelassen hat, verpasst er gleichzeitig leider auch die Chance inhaltlich grössere Entwicklungen zu offenbaren. Es wirkt ausserdem so, als hätte Michael hier vor allem einen ohne Grenzen gesetzten Freifahrtschein, während sich dabei die zahlreichen Charaktere innerhalb ihrer Dialoge im Kreise drehen und sich inhaltlich einfach nicht von ihren festen Standpunkten lösen können. Aufgrund der viel zu eingefahrenen und klischeebeladenen Dialoge findet keine richtige Charakterentwicklung statt.

Die Macher legen alles so aus, dass Michael am Ende eine ganze Platte an leichtsinnig und eindimensional denkenden Menschen schlachtfrisch vor die Füsse serviert bekommt. Das macht natürlich in gewisser Weise auch Spass, aber gleichermassen wünscht man sich einen moderneren Halloween-Film, der vielleicht mit den alteingefahrenen Traditionen bricht und am Ende nicht Bürger zeigt, die in einer kopflosen, ans Mittelalter angelegten, Hetzjagd einfach nur eine leichte Beute für Michael darstellen.

Aufgebrachte Bürger in Halloween Kills
Die Bürger von Haddonfield haben die Schnauze voll von Michael. | © 2021 Universal Studios. All Rights Reserved.

Altbekannter Cast und Carpenters Musik sind die Highlights

Vor allem aber merkt man dem Streifen seine Lückenfüller-Funktion an, denn gefühlt ist alles auf den dann erstmal finalen Halloween Ends-Teil ab 2022 ausgelegt und deshalb hat man sich wohl einfach dafür entschieden, nicht so viel neuen Text für inhaltlich weiterbringende Dialoge zu schreiben und den blutigen Weg für Michael frei zu machen.

Ein nun abschliessender grosser Pluspunkt ist dann aber neben der visuellen Aufmachung, die grossartige Filmmusik von John Carpenter, die sich im Szenenverlauf atmosphärisch mit den Bildern vermischt. Ein weiteres Highlight bietet der Cast. Neben Jamie Lee Curtis als Laurie und Nick Castle, der schon 1978 Michael Myers spielte, kehrt hierbei auch Charles Cyphers als Sheriff Leigh Brackett zurück. Auch Kylie Richards ist als Lindsay Wallace zu sehen. Somit sind vertraute Gesichter des ersten Halloweenfilms in kleinen Nebenrollen mit von der blutigen Partie.

Mein Fazit zu Halloween Kills

Wer Lust auf einen sehr brutalen Slasher-Film hat und nicht die grösste Priorität auf Inhalte, welche vielleicht auch mal neue Wege erahnen lassen, legt, der wird mit diesem Halloween-Teil ordentlich bedient und mit visuell einprägsamen Morden gestillt. Für Fans der Reihe sollte dieser Teil ganz klar ein Pflichtbesuch sein. Denn besser und grausamer als hier war Michael noch in keinem der anderen Teile. Abgesehen davon, ist der Film für ein Publikum ausgelegt, dass sich vor allem mit visuellen Reizen ausreichend versorgt fühlt und sich dazu mit eher oberflächlichen Dialogen zufriedengibt. Der Titelname ist somit Programm.

Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf gutefrage und produziert Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal.