Isabela Merced Jason Momoa Sweet Girl

Hat Netflix mit Sweet Girl endlich einen überzeugenden Film eigenproduziert?

Seit einigen Tagen ist der Aquaman-Darsteller Jason Momoa mit dem Action-Thriller Sweet Girl bei Netflix zu sehen. Der Trailer versprach einen spannenden und actionreichen Film, daher war ich sehr gespannt. Immerhin hält sich Sweet Girl seit der Veröffentlichung ständig in den derzeitigen Top 10 der Streaming-Highlights von Netflix. Zurecht?

Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält leichte Spoiler zum Film

Eine kleine Familie gegen die Macht der Grosskonzerne

Der Boxer Ray, seine Frau Amanda und ihre gemeinsame Tochter Rachel sind eine glückliche Familie. Sie benötigen nicht viel, sondern finden ihr Glück immer wieder in ihrer gemeinsamen Gesellschaft. Doch das Familienglück wird bald auf den Kopf gestellt, als bei Amanda Krebs diagnostiziert wird. Die nächsten Monate verbringt Ray den Grossteil seiner Zeit am Krankenbett seiner Ehefrau und hofft, dass sie wieder gesund wird. Und dies könnte tatsächlich geschehen, denn ein neuartiges Medikament bietet gute Chancen für eine vollständige Genesung von Amanda. Doch dann, ohne jede Vorwarnung, wird das Medikament vom Markt genommen. Amanda erliegt ihrem Krebs und plötzlich sind Ray und Rachel allein. Während Rachel ihre Mutter betrauert und sich mit Boxtraining ablenkt, sucht Ray einen Schuldigen für den Tod seiner geliebten Frau. Diesen findet er in Simon Keeley, dem Chef des Pharmakonzerns BioPrime. Dieses Unternehmen war dafür verantwortlich, dass das vielversprechende Medikament vom Markt genommen worden war.

Isabela Merced
Rachel betrauert ihre Mutter, kann aber trotzdem ordentlich austeilen | Bild: Clay Enos / Netflix

In den nächsten Monaten betreibt Ray Nachforschungen und will verstehen, weshalb der Tod seiner Frau angeblich unumgänglich gewesen ist. Keeley ist seiner Meinung nach verantwortlich, genau wie der gesamte Konzern BioPrime. Doch alleine kann Ray nicht viel ausrichten. Glücklicherweise wird er von einem Journalisten kontaktiert. Dieser besitzt belastendes Material und Informationen, die BioPrime vernichten könnten. Bevor Ray aber an diese Informationen kommt, wird der Journalist zum Opfer eines Attentats. Wer steckt hinter diesem Anschlag, etwa der Pharmakonzern selbst?

Vater und Tochter auf der Flucht

Die Leiche des Journalisten ist noch nicht kalt, da müssen Ray und Rachel bereits fliehen. Diverse Attentäter sind ihnen auf den Fersen und sich zu verstecken, wird zunehmend schwierig. Während dieser Flucht decken die beiden immer mehr Geheimnisse rund um BioPrime auf. Allem Anschein nach zählt für den Konzern, ganz gegensätzlich zu seinem Motto, nur der eigene Profit und Menschenleben zu retten ist zweitrangig. Ray entwickelt derweilen einen Plan, das Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen.

Sweet Girl
Der Attentäter macht Jagd auf das Vater-Tochter-Duo | Bild: Clay Enos / Netflix

Seine Tochter Rachel macht sich aber zunehmend Sorgen um ihren Vater. Nicht nur wird er immer wieder von Attentätern attackiert und teilweise schwer verletzt. Auch scheint sich Ray immer tiefer in seiner Wut gegen BioPrime zu verlieren. Die Vergeltung für den Tod seiner geliebten Frau nimmt für den Boxer bald sein gesamtes Verhalten ein. Daher fasst Rachel den Entschluss, sich heimlich an das FBI zu wenden. Der Geheimdienst befindet sich bereits auf Rays Fährte, da er den Familienvater für einen Anschlag auf Simon Keeley verantwortlich macht. Können sich Ray und Rachel an BioPrime rächen?

Sweet Girl – Emotional und zeitgleich voller Action

Der Auftakt zum Action-Thriller Sweet Girl ist äusserst emotional und macht schnell deutlich, dass es sich hier nicht um einen gewöhnlichen 0815-Streifen handelt. Vielmehr bekommt Sweet Girl durch den Tod von Amanda eine erzähltechnische und emotionale Tiefe, die in Actionfilmen häufig fehlt. Kurz darauf zeigt sich dann, dass der Streifen aber auch kompromisslose Actionszenen sehr gekonnt in Szene setzen kann. Der muskelbepackte Jason Momoa in der Rolle des Familienvaters Ray fügt sich hierbei natürlich perfekt in den Action-Thriller ein. Er spielt sowohl die emotionalen, wie auch die heftigen Actionszenen gekonnt und glaubwürdig. Immer an seiner Seite ist Isabela Merced als seine Tochter Rachel zu sehen. Das Mädchen steht Momoa in nichts nach und spielt sehr gut. Auch sie kann ordentlich Faustschläge austeilen.

Jason Momoa in Swet Girl
Ray auf der Flucht und gleichzeitig auf der Jagd | Bild: Clay Enos / Netflix

Auch der restliche Cast kann sich sehen lassen, obschon das Duo aus Momoa und Merced natürlich im Zentrum des Films steht. Die meisten dürften aber zumindest den Schauspieler Justin Bartha wiedererkennen. Er war Teil des Wolfsrudels in der Hangover-Trilogie und war auch an der Seite von Nicholas Cage in Das Vermächtnis der Tempelritter zu sehen. Als Attentäter ist zudem Manuel Garcia-Rulfo dabei. Seine Figur ist mit ihrer eiskalten und brutalen Art äusserst überzeugend und macht Momoa das Leben schwer. Dies ist ebenfalls ein grosser Pluspunkt von Sweet Girl: Die Protagonisten sind keineswegs übermächtig und nehmen es mit dutzenden Gegnern gleichzeitig auf. Vielmehr sind die Auseinandersetzungen ausgeglichen und wirken dadurch realitätsgetreuer als in so manchen Actionfilmen.

Endlich eine tolle Eigenproduktion von Netflix?

Sweet Girl hat mich sehr überzeugt. Einerseits erzählt der Action-Thriller eine tragische Geschichte, die gesellschaftskritisch die Rolle grosser Pharmakonzerne betrachtet. Andererseits aber ist der Streifen kurzweilig und actionreich, Fans von Actionfilmen dürften also definitiv auf ihre Kosten kommen. Schlussendlich wartet Sweet Girl dann mit einem Plot-Twist am Ende auf. Dieser ist – zugegebenermassen – nicht besonders logisch und wirkt sehr konstruiert. Wenn man davon absieht, macht der Twist aber Spass; immerhin erscheint die Handlung des Films dann in einem ganz anderen Licht. In der Vergangenheit konnte Netflix mit seinen Eigenproduktionen nur selten wirklich überzeugen. Meiner Meinung nach bildet Sweet Girl hier eine Ausnahme, der Action-Thriller ist überaus unterhaltsam und toll gemacht.