Meine Erwartungshaltung war gross, als die Meldung die Runde machte, dass Tom Hanks und Robin Wright erneut unter der Regie von Robert Zemeckis unter dem nun realisierten Einsatz von KI vor der Kamera stehen werden. Rund 30 Jahre nach Forrest Gump kam somit am 12. Dezember 2024 das Filmdrama Here in die deutschen Kinos. Nach einer schwachen Kinoauswertung und verhaltenen Kritiken ist sein neuer Film nun seit 14. Februar auf Blu-ray und DVD erschienen. Doch ob dieser erneute Zemeckis-Flop nach Hexen hexen (2020) und Pinocchio (2022) technisch womöglich zu versiert und seiner Zeit voraus ist oder schlichtweg ein missratenes KI-Kammerspiel darstellt, möchte ich euch in meiner Kritik verraten!
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Ein Haus im Laufe der Zeit
In Here geht es um ein 1902 erbautes Haus, das im Mittelpunkt einer Jahrhundert-Historie steht und die unterschiedlichen Lebensgeschichten der verschiedenen Bewohner aufgreift. Darunter auch die Erzählung von Richard und Margaret. Dabei haben ihre Hauptdarsteller Tom Hanks und Robin Wright eine KI-Verjüngungskur mittels De-Aging erhalten, um beide Figuren durchgehend verkörpern zu können. Der Hauptfokus der Story liegt hierbei auf dem 20. und 21. Jahrhundert, wobei auch die Kolonialzeit, der Unabhängigkeitskrieg und die Urzeit aus der Perspektive des später erbauten Hauses aufgezeigt werden. Der eigentliche Hausbau wird anschliessend ebenso wie die nachfolgenden Familien, die das Haus bewohnen, dargestellt.
Von zentraler inhaltlicher Bedeutung ist dann der Erzählstrang ab 1945. Al Young kauft das Gebäude und lebt dort mit seiner Frau Rose. Er ist von der Armee entlassen worden und mittlerweile Alkoholiker. Sohn Richard stellt seinen Eltern dann eines Tages seine grosse Highschool Liebe Margaret vor, die er auch heiratet. Während Richard eine berufliche Karriere als Grafiker anvisiert, möchte sie nach ihrem College Abschluss Jura studieren. Bald stellt sich jedoch heraus, dass sich Margaret in diesem Haus nicht so richtig heimisch fühlt, was schliesslich auch die Ehe vor eine Zerreissprobe stellt.

Erneuter Schiffbruch für Zemeckis
Leider ist Here für mich tatsächlich alles andere als gelungen, und Robert Zemeckis schafft es nicht, wie vor rund 25 Jahren mit Cast Away aus einem Minimalismus heraus eine fesselnde Atmosphäre zu entwickeln. So schleppt sich Here mehr hölzern als dynamisch durch seine unterschiedlichen angerissenen Episodenerzählungen. Dabei leidet die Dramaturgie durch ihre vielen episodischen Wechsel, die erst im späteren Verlauf mit der Fokussierung auf die Geschichte von Richard und Margaret mehr inhaltliche Substanz erhalten. Dennoch bleibt der Film durch seinen eingenommenen One-Shot-Blickwinkel sehr distanziert, wodurch auch die gefühlvoll angelegten Momente an der künstlichen Inszenierung abprallen und wichtige Lebensabschnitte der Figuren eher beiläufig behandelt werden.
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Die KI ist noch nicht soweit
Generell scheint der Film mehr Gefallen an der kunstvollen Aufbereitung und dem Ausreizen technischer Optionen zu finden, als ein aufrichtiges Interesse an der Entwicklung seiner Figuren zu entfalten. So wirken auch die Übergänge zwischen den Handlungssträngen eher störend als effektiv. Darüber hinaus fehlt der De-Aging KI-Technologie, die bei der Verjüngung von Tom Hanks und Robin Wright Einsatz fand, der letzte Schliff. Während Szenen aus der Distanz noch überzeugen können, fällt vor allem in nächster Nähe eine gewisse Künstlichkeit in der Augenpartie auf. Vor allem Robin Wright als Margaret wirkt so zeitweise eher wie eine Computeranimationsfigur als eine realistische Person.

Schauspiel ist unter anderem der kleine Hoffnungsschimmer in Here
Zumindest rein schauspielerisch können Tom Hanks und Robin Wright in vereinzelten Momenten überzeugen. Vor allem dann, wenn nicht gerade die künstliche Intelligenz die Augen zu sehr vereinnahmt. Ausserdem kann der Abschluss dank einer berührenden Entscheidung abgerundet werden. Dennoch muss man sich die Frage stellen, ob für den gesamten Film nicht die Geschichte von Richard und Margaret ausgereicht hätte, da diese aus meiner Sicht für den abschliessenden dramaturgischen Bogen vollkommen ausreichend gewesen wäre.
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Mein Fazit zu Here
Mit Here hat Robert Zemeckis leider einen weiteren filmischen Tiefpunkt in seinem Spätwerk erreicht. Nachdem er viele von uns mit der Zurück in die Zukunft-Trilogie, Forrest Gump, Cast Away oder Flight begeistern konnte, schafft es sein neuer Film leider nicht, aus seiner technischen Künstlichkeit auszubrechen und einen dramaturgischen Rhythmus zu finden. Here arbeitet sich viel zu sehr an seiner oberflächlichen Ästhetik ab und verpasst es dabei, eine effektive und emotional-voranbringende Geschichte zu erzählen. Somit können leider auch die beiden gestandenen Hauptdarsteller Tom Hanks und Robin Wright nicht viel ausrichten, wenn Robert Zemeckis sie dramaturgisch nicht stimmig einzusetzen weiss.
Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.
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