Seit dem 13. August dürfen Fans von Action-Thriller den neuen Film Beckett auf Netflix geniessen. Darin entwickelt sich der Griechenland-Urlaub für John David Washington und Alicia Vikander zum wahren Albtraum. Seine Premiere feierte der Streifen am diesjährigen Locarno Film Festival in der Schweiz. Wie gut ist der erste abendfüllende Spielfilm von Ferdinando Cito Filomarino und kann er mit anderen bekannten Thrillern mithalten?
Vom fröhlichen Urlauber zum ahnungslosen Gejagten
April und Beckett sind ein junges Paar aus den USA und verbringen den Urlaub in Griechenland. Die Hauptstadt Athen ist während ihres Aufenthalts von politischen Unruhen geprägt, da sich der Politiker einer Linkspartei, Karas, gegen einen ultrarechten Kandidaten stellen will. Das Pärchen flüchtet aus dem Trubel in die griechischen Berge, abgeschnitten von der Aussenwelt. Bei der Fahrt zum Hotel, fällt Beckett in einen Sekundenschlaf und steuert das Auto in einen Abgrund. Als es in die Wand eines verlassenen Haus einschlägt, stirbt April, während Beckett schwer verletzt überlebt. Bevor er in Ohnmacht fällt, sieht er einen kleinen rothaarigen Jungen, der das Geschehen beobachtet.
Beckett wacht im Krankenhaus einer Provinz auf und ist über den Tod von April fassungslos. Noch ehe er die Rückreise und Überführung seiner toten Freundin organisieren kann, wird er durch die Polizei verhört. Als er Ihnen von dem kleinen Jungen erzählt, glaubt ihm der Polizist kein Wort; schliesslich sei das Haus seit langem verlassen. Beckett besucht Stunden später den Unfallort, um den Tod von April verarbeiten zu können. Die Trauer wird jäh unterbrochen, als eine blonde Frau wie aus dem Nichts auftaucht und auf ihn schiesst. Der Provinzpolizist stösst dazu und versucht den Konflikt zu schlichten. Als er dann auch noch seine Waffe zieht und auf den verwirrten Beckett feuert, flieht dieser ins Dickicht.
Er realisiert, dass er scheinbar in eine grössere Sache geraten ist und nun gejagt wird. Beckett versucht nun nach Athen zu gelangen, um bei der US-Botschaft Schutz zu finden. Mit Verständigungsproblemen, schlimmen Körperverletzungen und vollgepumpt mit Schmerzmitteln, macht er sich auf den langen Weg ins Zentrum, welches sich nicht minder in Aufruhr befindet, als Beckett selbst. Dabei sucht er fieberhaft nach Antworten: Wer oder was genau ist hinter ihm her?
Der Normalo muss den Kämpfer spielen
Bei Beckett handelt es sich um eine Verfilmung des Romans Born to Be Murdered von Dennis Allan aus dem Jahre 1945. Die Geschichte des Action-Thrillers ist aber in der Gegenwart angesiedelt, was sich durch die politisch thematisierten Themen im Streifen bemerkbar macht. Beispielsweise wird von einem finanziellen Konflikt mit der EU gesprochen. Auch gibt es eine deutliche Anspielung auf die Tatsache, dass sich die USA nur allzu gern in fremdländische politische Themen einmischen und quasi als Strippenzieher amten.
In Filmen wie der Taken 1-3 oder den Alarmstufe: Rot-Streifen gerät jeweils ein ausgebildeter Kämpfer in ein Chaos und versucht sich mit seinen Fähigkeiten daraus zu retten. Der von Tenet-Star John David Washington dargestellte Beckett hingegen ist ein harmloser IT-Systemintegrator aus Ohio. Er hat keine Kampferfahrung und sieht sich mit der plötzlichen Gefahr konfrontiert. Ich fand die Idee, einen Normalo als Protagonist einzusetzen, sehr gut und gelungen. Dies betrifft auch die Charakterentwicklung, die Beckett im Film durchmacht. April, gespielt von Alicia Vikander, hat in der Beziehung klar die Hosen an und bietet einen guten Kontrast zum eher ängstlichen Beckett.
Schade, dass sie bereits nicht mal nach 15 Minuten das Zeitliche segnet. Der Protagonist bekommt aber dennoch einen weiblichen Part an die Seite gestellt: Die Aktivistin Lena, die von der Luxemburgerin Vicky Krieps verkörpert wird. Sie kennt man aus Filmen wie Die Möbius-Affäre, Verschwörung oder zuletzt aus Old. Als Aktivistin macht sie eine gute Figur, die sich gegen die politischen Unruhen auflehnt und dem verzweifelten Beckett aus der Patsche hilft.
Beckett besitzt kleinere aber verzeihbare Schwächen
Der neue Netflix-Streifen von Ferdinando Cito Filomarino konzentriert sich weniger auf die politischen Intrigen, die für die Jagd nach Beckett verantwortlich sind, sondern bringt diese nur so nebenbei ins Spiel. So bleibt dem Zuschauer auch mehr Zeit, sich auf den fliehenden Protagonisten zu fokussieren. Man fiebert mit ihm mit und hofft, dass er seinen Verfolgern endlich einen Schritt voraus ist. Dieser Fokus hat mir sehr gut gefallen. Klar, der Film ist ein bisschen vorhersehbar, wenn man vergleichbare Thriller gesehen hat; unterhaltsam ist er dennoch.
Auffallend ist jedoch, wie der Film die Verletzungen von Beckett der Story zuliebe herunterspielt. Der arme Typ hat sich durch den Autounfall den Arm verletzt, wahrscheinlich ein Trauma erlitten, wurde angeschossen, fällt vom Dach und von einem Fenstersims herunter – egal, er läuft weiter. Zudem scheinen die Antagonisten auch punktgenau dort, wo Beckett auftaucht, nur auf ihn zu warten. Das sind Punkte, die die Geschichte leider unglaubwürdig darstellen. Aber dank dem tollen Schauspiel von Washington kann man darüber wegsehen.
Mein Fazit zu Beckett
Der neue Netflix-Film ist unterhaltsam, kurzweilig und daher ideal für einen entspannten Fernsehabend geeignet. Mit seiner «Mann-auf-der Flucht»-Thematik erinnert einen der Streifen auch stark an den Thriller Der Mann, der zuviel wusste von Alfred Hitchcock aus dem Jahre 1956. An dieses Werk kann er leider nicht anknüpfen, da er sich zu sehr nur auf den Protagonisten fokussiert und die politischen Ereignisse und deren Hintergründe zu wenig aufgreift. Beckett ist nun auf Netflix verfügbar.
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