Auf diesen Film haben wir lange gewartet: Free Guy mit Ryan Reynolds in der Hauptrolle. Der Trailer versprach ein wahres Feuerwerk an Humor, Action und nicht zuletzt Special Effects, die ohne weiteres aus einem Videospiel stammen könnten. Und so ist es auch, denn Free Guy erzählt die Geschichte eines NPCs (Non-Player-Character), der in einem riesigen Videospiel lebt. Mir hat damals die Buchverfilmung Ready Player One von Steven Spielberg sehr gefallen, kann Free Guy im selben Masse überzeugen oder geht dieser Videospiel-Film nach hinten los?
Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält leichte Spoiler zum Film Free Guy
Und täglich grüsst der Bankangestellte
Guy wohnt und arbeitet in der Grossstadt Free City. Jeden Morgen steht er auf, begrüsst seinen Goldfisch, kleidet sich in ein blaues Hemd und geht zur Arbeit. Er ist Bankangestellter, sein bester Freund Buddy ist in der selben Bank als Wachmann angestellt. Immer wieder werden sie beide Opfer von bewaffneten Banküberfällen, was die Freunde aber mittlerweile nicht mehr aus der Fassung bringt. So ist das halt in Free City, Waffengewalt ist hier an der Tagesordnung. Und schliesslich gibt es da noch die Sonnenbrillen-Träger, die Guy als Helden verehrt und die scheinbar ein erfüllteres und vor allem abwechslungsreicheres Leben führen. Guy jedoch geht, genau wie alle anderen, Tag für Tag den selben Tätigkeiten nach.
Eines Tages jedoch ändert sich das Leben von Guy schlagartig, als er auf eine hübsche Frau mit Pistole und Sonnenbrille trifft. Plötzlich ist er sich sicher, dass es in seinem Leben mehr geben muss, als ausschliesslich blaue Hemden zu tragen und in der Bank zu arbeiten. Als er dann einem Bankräuber eine der mysteriösen Sonnenbrillen abnimmt und sie aufsetzt, verändert sich alles. Urplötzlich sieht er in den Strassen und über den Gebäuden von Free City leuchtende Symbole und Schriftzüge. Vor seinen Füssen erscheinen glänzende Geldbündel und Medizinkoffer. Was hat das alles zu bedeuten? Guy hofft, die Antwort auf seine Fragen von Molotov Girl, der hübschen Sonnenbrillen-Trägerin, zu bekommen. Immerhin hat sich sein Leben grundlegend verändert, als er sie zum ersten Mal gesehen hat. Was Guy aber nicht weiss: Er ist eigentlich nur eine Hintergrundfigur im globalen Multiplayer-Videospiel Free City, welches in grosser Gefahr schwebt.
Wer ist der wahre Schöpfer von Free City?
Währenddessen arbeitet der Programmierer Keys bei der Videospielfirma Soonami. Ursprünglich hatte er sich allerdings eine ganz andere Karriere ausgemalt. Gemeinsam mit seiner Jugendfreundin Milly hatte er einst ein wunderschönes Videospiel programmiert, in dem die Spieler den NPCs ausschliesslich zusehen konnten. Das Spiel war bei der Fangemeinde gross erwartet worden. Schlussendlich sollte es sogar durch den gewaltigen Konzern Soonami veröffentlicht werden, doch der extravagante Geschäftsführer Antwan glaubte nicht an den Erfolg. Daher benutzte er das Videospiel von Keys und Milly, um das mittlerweile extrem beliebte Free City zu schaffen. Keys hat sich Antwan untergeordnet und arbeitet mittlerweile für ihn. Milly jedoch ist überzeugt davon, dass Antwan ihr Videospiel gestohlen und unrechtmässig verwendet hat. Indem sie als Molotov Girl durch Free City streift, versucht sie, dies zu beweisen.
In Free City wird Guy derweilen klar, dass seine ganze Welt eigentlich nur eine Simulation ist. Trotzdem tut er alles, um seine Freunde zu beschützen und legt sich dafür mit den Spielern an. Doch es scheint keinen Weg zu geben, Free City zu retten; immerhin plant Antwan mit Soonami in wenigen Tagen die Veröffentlichung von Free City II, was das derzeitige Free City komplett zerstören würde. Sollte es Milly alias Molotov Girl aber gelingen zu beweisen, dass das Videospiel nur dank ihrer und Keys Arbeit entstehen konnte, könnte diese Apokalypse verhindert werden. Also schliessen sich Milly und Guy, der für die hübsche Spieler-Figur schwärmt, zusammen. Können die Gamerin und der NPC die Videospiel-Welt retten oder ist Free City dem Untergang geweiht?
Ryan Reynolds und weitere Hollywood-Grössen in Free Guy
Immer mal wieder versuchen sich grosse Hollywood-Studios an der Verfilmung von Videospielen. Zuletzt flimmerten zum Beispiel Monster Hunter und Mortal Kombat über die Kinoleinwände. Nicht immer gelingt aber der Versuch, ein erfolgreiches Videospiel in einen guten Streifen zu verwandeln. Free Guy bedient sich hier an keinem real existierenden Videospiel, obschon viele Parallelen zu erkennen sind. So erinnern die Strassen von Free City nicht selten an das Shooter-Spiel GTA, in dem sich die Spieler mit Waffen und Fahrzeugen aller Art zu Leibe rücken. Ergänzt wird diese Action dann mit den diversen NPCs, zu denen auch Guy zählt. In praktisch jedem Videospiel sind solche Figuren zu finden; sie sind zwar nicht relevant für das Videospiel an sich, machen es aber realitätsgetreuer. Eine Geschichte aus der Sicht einer solchen Figur zu erzählen, ist spannend und in Free Guy sehr gut gelungen. Erinnert hat mich dieses Konzept an den Animationsfilm Ralph Reicht’s.
Ein interessantes Konzept und gute Action; hat Free Guy noch mehr zu bieten? Ja, insbesondere Ryan Reynolds in der Rolle von Guy. Reynolds schafft es, das repetitive Leben seiner Videospiel-Figur wunderschön humorvoll und zeitgleich naiv zu spielen. Doch auch sobald Guy die Realität erkennt und beginnt, in das Spielereignis einzugreifen, macht Reynolds seine Sache mehr als gut. Der Deadpool-Darsteller kämpft sich mit seinem Charme und seinen Fäusten durch Free City. An seiner Seite ist Jodie Comer zu sehen, die einerseits die Videospiel-Figur Molotov Girl spielt und andererseits als Programmiererin Milly zu sehen ist. Ergänzt wird der Cast durch Stranger Things-Schauspieler Joe Keery als Keys und Schauspieler und Regisseur Taika Waititi als Bösewicht Antwan. Ausserdem haben Hollywood-Grössen wie Channing Tatum und Chris Evans kleine Auftritte und auch berühmte Streamer wie Pokimane sind in Free Guy mit dabei.
Free Guy kommt farbenfroh und actionreich daher
Wie erwähnt hat mir Ready Player One aus dem Jahr 2018 sehr gut gefallen, da der Film unsere Realität mit einer Videospiel-Welt kombiniert hat. Free Guy macht hier zwar vieles anders, konnte mich aber dennoch überzeugen. Denn auch in diesem Streifen sind immer wieder kleine Easter-Eggs und Anekdoten auf andere Filme und auch Videospiele zu sehen. Fans der Avengers beispielsweise werden hier definitiv einige Lacher mehr bekommen als andere Zuschauer, die Captain America oder den Hulk nicht kennen. Ausserdem scheint sich Free Guy story-technisch auch am Klassiker Die Truman Show aus dem Jahr 1998, mit Jim Carrey in der Hauptrolle, orientiert zu haben. Die Erkenntnis von Guy, dass seine Welt nicht real ist, erinnert ausserdem an die Geschichte aus Matrix.
Daher scheint sich Free Guy an vielen erfolgreichen Filmen und Franchises bedient zu haben. Trotzdem bringt der Streifen mit Ryan Reynolds aber viel Eigeninitiative und Innovation mit. Somit ist Free Guy definitiv den Gang ins Kino wert. Natürlich muss man als Zuschauer auf Logik verzichten können, sowohl in der Geschichte, als auch im Bezug auf den technischen Hintergrund. Der Streifen regt nicht zum Nachdenken an, sondern soll unterhalten. Und das tut er definitiv. Mir hat Free Guy jedenfalls gut gefallen. Der Streifen macht viel Spass, ist visuell ansprechend und farbenfroh und mit Ryan Reynolds hat man hier definitiv die perfekte Besetzung gefunden.
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