Omar Sy in Lupin

Lupin – Ein französischer Gentleman gaunert sich den Weg in unsere Herzen

Mit der französischen Fernsehserie Lupin ist Netflix ein wahrer Hit gelungen. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung belegte die Serie bereits den Streaming-Spitzenplatz in der Schweiz, in Frankreich, Deutschland, Spanien, Holland und Italien. Die Serie mit Omar Sy in der Hauptrolle spielt in Paris und ist an die Abenteuer des fiktiven Meisterdiebs Arsène Lupin angelehnt. Diese Geschichten stammen aus der Feder des französischen Schriftstellers Maurice Leblanc aus dem Jahr 1905. Die Serie Lupin beweist aber, dass sich auch solche älteren Romane gut für eine Serien-Adaption eignen.

Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält leichte Spoiler zur Serie

Ist der Flüchtling aus Senegal ein Dieb?

1995 gelangt der senegalesische Flüchtling Assane Diop, zusammen mit seinem Vater, nach Paris. Der Vater nimmt eine Arbeit als Chauffeur an und ist fortan beim aufbrausenden Geschäftsmann Hubert Pellegrini und dessen Familie angestellt. Die Pellegrinis sind einflussreich und in ganz Paris bekannt. Assanes Vater ist trotz den schwierigen Umständen dankbar für seine Anstellung und zumindest mit Madame Pellegrini versteht sich der freundliche Senegalese gut. Doch dann verschwindet aus dem Safe im Büro von Hubert Pellegrini ein wertvolles Schmuckstück. Das Collier besteht aus sieben, unglaublich wertvollen, Edelsteinen.

Sofort gerät der schwarze Chauffeur Diop unter Verdacht. Hubert Pellegrini ist überzeugt davon, dass er von seinem Angestellten bestohlen worden ist. Er untermauert seine Überzeugung mit den Fingerabdrücken, die angeblich am Safe gefunden worden sind. Der Polizist Gabriel Dumont untersucht den Fall, ihm jedoch kommen bald Zweifel an der Schuld von Assanes Vater. Trotzdem wird dieser ins Gefängnis gebracht und nach einem Geständnis verurteilt. Dem Jungen Assane gelingt es nicht mehr, seinen Vater vor dessen Selbstmord in Haft zu besuchen. Das Collier der Pellegrinis bleibt verschollen.

Polizei in Lupin
Die Polizei von Paris im Einsatz | Bild: Netflix / Emmanuel Guimier

25 Jahre später soll ein wertvolles Collier, bestehend aus sieben Edelsteinen, im Louvre versteigert werden. Es handelt sich tatsächlich um das angeblich durch Assanes Vater gestohlene Schmuckstück. Die Pellegrinis haben gemäss eigener Aussage keine Kosten und Mühen gescheut, die in die ganze Welt verstreuten Edelsteine zu suchen und nach Paris zurückzubringen. Doch Assane ist weiterhin von der Unschuld seines Vaters überzeugt und vermutet hinter dem damaligen Raub einen Komplott. So plant er seine Rache.

Meisterdieb Assane auf den Spuren des legendären Lupin

Schnell wird klar, dass Assane, mit der Hilfe eines Buches seines verstorbenen Vaters, zu einem Meisterdieb geworden ist. Mit Leichtigkeit schlüpft er in die verschiedensten Rollen und ist der Polizei daher immer mindestens einen Schritt voraus. Dank diesen Fähigkeiten gelingt es dem Senegalesen, das Collier zu stehlen, doch erst jetzt beginnt sein wahres Abenteuer. Sein meisterhaft durchgeführter Coup im Louvre war nur der Anfang einer Hetzjagd mit der Polizei. Zudem will er endlich den Komplott gegen seinen Vater aufklären und schreckt hierfür nicht vor weiteren Straftaten wie Entführung zurück. Die Pariser Polizei tappt im Dunkeln und erkennt die Zusammenhänge von Assanes Verbrechen für lange Zeit nicht. Erst als sich ein Ermittler an die Roman-Abenteuer des Meisterdiebs Arsène Lupin erinnert und die Gemeinsamkeiten der Verbrechen erkennt, kommt die Polizei Assane auf die Spur.

Lupin überzeugt auf ganzer Linie

In Lupin wird viel mehr als nur die Geschichte eines französischen Diebes erzählt. Vielmehr werden auch, besonders in den häufig auftretenden Rückblicken, wichtige Themen wie die Rechte von Schwarzen angesprochen. Diese Rückblicke sind aber keineswegs langweilig und sie lenken nicht von der Handlung der Serie ab. Im Gegenteil: Der Zuschauer erfährt so wichtige Details zu verschiedenen Figuren und kann somit ihre Handlungsweisen nachvollziehen. Somit erhält die spannende Story viel Tiefe und einzelne Geschehnisse werden gekonnt ineinander verschachtelt.

Trotzdem wird die Spannung immer mal wieder durch die diversen Aktionen Assanes unterbrochen, die die Spannung etwas lockern und den Zuschauer auch mal zum Schmunzeln bringen. Überzeugen kann Lupin des Weiteren durch die wunderschön in Szene gesetzten Kulissen von Paris. Zu Anfang steht besonders der Louvre im Zentrum der Geschehnisse, doch später bereist der Zuschauer auch die restlichen, nicht immer einladend wirkenden, Quartiere von Paris.

Omar Sy in Lupin
Das Collier der Pellegrinis im Louvre | Bild: Netflix / Emmanuel Guimier

Besonders gefallen hat mir an Lupin aber definitiv die spannende und verstrickte Story. Einige Kritiker, besonders aus Frankreich, sagten der Serie eine zu grosse Vorhersehbarkeit innerhalb ihrer Geschichte nach. Mir persönlich ist dies aber nicht aufgefallen. Viel zu stark hat mich der Gentleman und Meisterdieb Assane in seinen Bann gezogen. In jüngster Vergangenheit hat das Heist-Genre, in das sich auch Lupin bis zu einem gewissen Grad einordnen lässt, zu erneuter Beliebtheit gefunden. Ausschlaggebend dafür war für viele bestimmt die erfolgreiche Serie Haus des Geldes, auch diese Serie erzählt die Geschichte von Dieben. Doch auch in diesem Zusammenhang hebt sich Lupin von der breiten Masse an Geschichten ab, die Gauner und ihre Raubzüge romantisiert beschreiben. Der Zuschauer fragt sich unweigerlich, besonders im späten Verlauf der Geschichte, ob Assane mit seinen Handlungen nicht zu weit geht. Er wird also nicht als perfekter Antiheld dargestellt und ist nicht unfehlbar.

Omar Sy in Höchstform

Im Fokus der Serie Lupin steht Assane Diop, der von Omar Sy verkörpert wird. Der französische Schauspieler und Komiker Sy ist seit dem Jahr 2001 regelmässig auf den Kinoleinwänden zu sehen. Vielen von uns dürfte er dank seiner Rolle als Driss aus der Drama-Komödie Intouchables bekannt sein. Auch ausserhalb Frankreichs konnte Omar Sy in einigen Produktionen überzeugen, so zum Beispiel in Filmen wie Jurassic World oder Inferno. Ergänzt wird der tolle Cast durch viele, besonders in Frankreich bekannte, Gesichter wie Ludivine Sagnier, Nicole Garcia oder Clotilde Hesme.

Derzeit besteht die Serie aus einer Staffel mit insgesamt zehn Folgen, wobei diese zu unterschiedlichen Zeiten bei Netflix erscheinen. So sind derzeit erst die ersten fünf Folgen, von Netflix selbst «Teil 1» genannt, zu streamen. Der zweite Teil, also Folgen 6 bis 10, ist aber bereits abgedreht und erscheint laut Netflix in Kürze.