Seit dem 12. Januar 2023 läuft mit M3GAN der neueste Blumhouse-Film in den deutschsprachigen Kinos. Neben den beiden Produzenten Jason Blum (The Black Phone, Happy Deathday, Get Out) und James Wan (Regisseur der Saw-Reihe), welcher auch die Idee zum Film entwickelte, übernahm Gerard Johnstone die Regie. Ich habe mir M3GAN am Freitag den 13. angesehen und möchte euch nun verraten, ob es aus meiner Sicht ein sehenswerter Film zum Jahresstart ist oder man am Ende doch nur künstlich aufgeblasene Intelligenz geschickt zu vermarkten wusste.
Eine elektronische Nanny
Der Film erzählt die Geschichte des achtjährigen Waisenmädchens Cady, das durch einen Autounfall ihre Eltern verliert. Ihre Tante Gemma kann schliesslich das traumatisierte Mädchen zu sich aufnehmen. Allerdings fehlt der Robotik-Expertin und Wissenschaftlerin die Erfahrung und Zeit für ein Kind. Deshalb entwickelt sie schon bald für Cady, aber auch ihre Spielzeugfirma, die mit künstlicher Intelligenz versehene Hightech-Puppe M3GAN. Um Cady nun auch eine Ablenkung zu schaffen, nimmt sie den lebensechten Prototyp mit in ihre eigenen vier Wände. Während Cady M3GAN als erste Bindungsperson nach dem Tod ihrer Eltern wahrnimmt, ist die Hightech-Puppe selbst vor allem auf das Beschützen ihres primären Nutzers ausgerichtet. Ihr Beschützerinstinkt nimmt dabei allerdings schon bald ungeahnte und lebensgefährliche Ausmasse an. Dies, als M3GAN aufgrund ihrer Programmierung zur Lernfähigkeit einen eigenen bösartigen Willen entwickelt…
M3GAN ist ein kurzweiliges Vergnügen
Dieser Film ist zu Beginn eher als fesselndes Science-Fiction-Drama angelegt, dass vor allem dank seiner direkten Einbindung in die berufliche Robotik-Welt von Gemma und dem dramatischen Unfall von Cady, den Zuschauer in seinen erzählerischen Bann zieht. Diese Sogwirkung verliert der Film allerdings in seinem weiteren Handlungsverlauf aufgrund seiner zunehmenden Vorhersehbarkeit etwas. Dennoch bietet der schwarzhumorige Horror-Thriller immer noch genügend Atmosphäre und Spannungsmomente. Gepaart mit seiner kritischen Haltung zu modernen Technologien und seinem bewusst angelegten Spiel über die Grenzen der Realität hinaus, bietet dieser Film so vor allem ein kurzweiliges Vergnügen.
Die Bezeichnung Horror kann dabei für Fans durchaus irreführend wirken. M3GAN nutzt aus meiner Sicht eher die Elemente des Horrorfilms, um ein etwas oberflächlich angelegtes Science-Fiction-Drama mit Thriller-Anstrich zu inszenieren. Oberflächlich, da die Figuren rund um M3GAN mehr als Schachfiguren agieren, um die Puppe zum Leben und zur Katastrophe werden zu lassen. Die anschliessend aufgearbeiteten Elemente des Dramas dienen dabei eher dem Pflichtbewusstsein der eingeführten Handlung um Cady.
Eine entschärfte Fassung fürs Kino
Um M3GAN schliesslich kommerzieller ausrichten zu können, hat man der durchaus blutigeren Drehbuchvorlage ausserdem eine entschärfte Kinofassung spendiert. Für Splatter- und Gore-Fans ist das demnach ein ungeeigneter Film. Davon abgesehen, wird die angedeutete Gewalt effektiv eingesetzt, um die atmosphärische Spannungsschraube anzuziehen. Für Heimkinofans wäre dennoch eine härtere Schnittfassung eine attraktive Option.
In den Hauptrollen sind Violet McGraw und Allison Williams zu sehen. M3GAN wird neben einer Animatronic Puppe, in vereinzelten Szenen von Amie Donald verkörpert. Für den Gesamtlook hat man darüber hinaus, die Gesichtszüge der Puppe mit CGI nachbearbeitet. Visuell ist die Mischung aus Hightech-Puppe, Schauspielerin und CGI ein genialer Stil, um eine bedrohliche Optik herzustellen, durch die M3GAN schon jetzt alleine optisch zu einer neuen Horror-Ikone herangewachsen ist. Ihr intelligenter und gleichermassen böswillig gnadenloser und schwarzhumoriger Charakter tragen dabei positiv zu ihrer Gesamterscheinung bei. Vor allem der Bruch zwischen Fürsorglichkeit gegenüber Cady und absoluter Abgebrühtheit gegen alle, die eine Gefahr für sie oder dem Mädchen darstellen könnten, machen den Treibstoff dieses Filmes am meisten aus.
Musical-Einlagen sorgen für Stilbruch
Der klassische Soundtrack von Anthony Willis trägt im Zusammenspiel mit vereinzelten ausgewählten gecoverten Popsongs, ebenso für die schockierende Gesamtwirkung des Films bei. Unter den zusätzlich ausgewählten Songs für den Film ist dann aber vor allem Dolls von Bella Poarch in seinem Billie Eilish-artigen Stil als Song am Puls der Zeit ein echter Glücksgriff. Nur die vereinzelten Musical-Einlagen des Films wirken mächtig deplatziert und sorgen mehr für unfreiwillige Komik als für einen ausbalancierten Wechsel zwischen Thriller und Komödie. Ein Stilbruch, der für mich in diesem Fall also nicht so richtig harmoniert.
Mein Fazit zu M3GAN
Am Ende ist M3GAN ein Film, der sich in seinem Mix aus genretypischen Einflüssen zu sehr aufbläst und nicht in der Lage ist, eines seiner behandelten Genres in eine konsequente oder tiefergehende Richtung zu führen. Die Darsteller ebnen darüber hinaus M3GANs Weg, ohne einen bleibenden schauspielerischen Eindruck zu hinterlassen. Dennoch macht M3GAN aber auch Spass und sorgt für kurzweilige Spannung und Abwechslung. Für diese sorgt vor allem M3GAN selbst, die den einen oder anderen sehenswerten Moment für sich verbuchen kann. Ihr kann man deshalb nur noch eine mutigere Fortsetzung wünschen. Wer dennoch an dem Film interessiert sein sollte, dem sei nahegelegt, dass der Trailer mal wieder viel zu viele wichtige Szenen von M3GAN vorab preisgibt und daher nicht zu empfehlen ist.
Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.
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