Mit Geheime Anfänge möchte sich Netflix mit einem neuen Original-Film im Superhelden-Genre etablieren. Dem spanische Regisseur David Galan Galindo gelingt dieses Vorhaben aber nur mässig gut.
Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält einige leichte Spoiler zum Film.
Der Serienkiller aus Madrid mit einem Faible für Comics
In Madrid treibt ein Serienkiller sein Unwesen. Er tötet Menschen und stellt mit den Leichen obskure Szenen nach, die die spanische Polizei nicht deuten kann. Der Mörder verändert die Leichen oder lässt seine Opfer leiden, wodurch sich ihr Aussehen drastisch verändert. Ausserdem lässt er an den Schauplätzen der Morde stets einen Hinweis zurück. Der gealterte Ermittler Cosme soll den Täter zu Fall bringen, doch rückt sein Ruhestand immer näher. Deshalb erhält er Unterstützung vom jungen Polizisten David. Doch auch gemeinsam können sie sich die seltsamen Morde nicht erklären. Zumal scheinen zwischen den verschiedenen Opfern keine Verbindungen zu bestehen.
Da bringt sich Cosmes Sohn Jorge in den Fall ein und behauptet, einen Zusammenhang zwischen den Morden zu erkennen. Jorge ist ein Nerd durch und durch und verbringt seine Tage damit, in einem Comicbuchladen zu arbeiten und Superheldenklamotten zu tragen. Dass seine Faszination für Superhelden den Ermittlern einen entscheidenden Hinweis liefert, hätte keiner der Beteiligten erwartet.
Allem Anschein nach stellt der Serienkiller berühmte Szenen aus Comicbüchern, genauer gesagt die Anfänge der jeweiligen Superhelden, mit seinen Morden nach. Versteckt sich hinter der grauenerregenden Maske des Killers also nur ein Psychopath oder verfolgt er einen weitaus gefährlicheren Plan als anfänglich angenommen?
Action, Thriller, Krimi oder doch Parodie?
Während den gesamten 96 Minuten Laufzeit des Films Geheime Anfänge war ich mir nicht sicher, ob sich der Streifen selbst so ernst nimmt, wie er es tun könnte und sollte. Die Prämisse der Geschichte gefiel mir und eine Jagd nach einem Serienkiller, der von Superhelden besessen zu sein scheint, hatte ich mir spannend vorgestellt. Zudem liefert der Film, besonders am Anfang, eindrückliche atmosphärische Bilder, die eher an einen Horrorfilm, als einen Actionkrimi erinnern.
Im weiteren Verlauf des Films wird dann aber schnell klar, dass Regisseur David Galan Galindo das Potenzial einer solchen Geschichte nicht genutzt hat. Das Einfügen von Superhelden-Wissen lockert den Film zwar ein wenig auf, doch scheint dieser wichtige Kernpunkt der gesamten Geschichte viel zu schwach gewichtet zu werden. Viel zu ulkig und lachhaft, wie einige der Protagonisten sind, erinnerte mich Geheime Anfänge zudem viel eher an eine Parodie eines Superheldenfilms als an einen tatsächlichen Actionkrimi.
Die Beweggründe, aus denen der vermeintliche Superschurke handelt und tötet, wirken schlecht durchdacht und zu weit hergeholt. Über solche Fehler helfen auch die teilweise schönen Szenenbilder nicht hinweg. Insgesamt erhielten die Protagonisten des Films viel zu wenig emotionale Tiefe, sodass Jorge als nerdiger Held weiterhin eine Lachnummer ist und bleibt. Auch eine plötzlich aufflammende Liebe zwischen dem Polizisten David und einer Kollegin kann dem Film keine gut gemachte Lovestory beifügen.
Fazit zu Geheime Anfänge
Schweren Herzens muss ich gestehen, dass Geheime Anfänge einer der schlechtesten Netflix-Original-Filme ist, den ich seit längerem gesehen habe. Zwar bietet die spanische Produktion einige positive Aspekte, doch weder Fans von Superhelden noch Fans von Krimis oder Actionfilmen dürften hier auf ihre Kosten kommen. Es scheint, als hielte diese Netflix-Produktion nicht nur die Anfänge der Superhelden, sondern zusätzlich den Unterhaltungswert des Films geheim. Ich konnte ihn jedenfalls nicht finden.
Die Thematik der Superhelden in einen skurrilen Bezug zu setzen, kann aber auch funktionieren.
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