Seit neuestem ist The Silent Hour im Heimkino verfügbar. Im Action-Thriller von Brad Anderson erleben wir Joel Kinnaman als tauben Detective, der sich durch ein Hochhaus in Boston kämpfen muss, um eine junge Frau zu retten. Ob der Actioner gelungen ist, gibts in diesem Artikel zu lesen.
Ein Detective kämpft sich in den Dienst zurück
Der Bostoner Detective Frank Shaw (Joel Kinnaman) wurde bei einem Einsatz schwer verletzt und hat dadurch einen Grossteil seines Gehörs verloren. Nach monatelanger Rehabilitation versucht er, seinen Platz im Polizeidienst zurückzugewinnen, trotz der körperlichen und psychischen Narben. Sein Weg kreuzt sich mit dem seiner Ex-Partner Doug (Mark Strong), der ihn bittet, als Gebärdensprachdolmetscher bei der Befragung der gehörlosen Zeugin Ava Lopez (Sandra Mae Frank) zu helfen. Ava hat wichtige Videobeweise für den Mord an zwei Drogendealern in ihrem Besitz und ist deswegen ins Visier einer Gang geraten. Was als Routinejob beginnt, nimmt eine tödliche Wendung: Frank kehrt zu Avas Apartment zurück, um sein vergessenes Handy zu holen, und wird Zeuge eines Mordanschlags auf die junge Frau.
Der Kampf im Hochhaus
Gemeinsam müssen die beiden um ihr Leben kämpfen. Angeführt vom Gangsterboss Lynch (Mekhi Phifer) werden sie von einer Gruppe skrupelloser Killer gehagt. Und das durch ein verlassenes 14-stöckiges Gebäude. Dabei müssen sie sich neben den Killern auch unterschiedlichen Hindernissen stellen. So funktioniert Franks Hörgerät nicht immer zuverlässig, was ihn in gefährlichen Situationen beinahe hilflos macht. Ava hingegen nutzt ihre Gebärdensprache und schnelle Auffassungsgabe, um Lösungen zu finden. Beide ergänzen sich auf unerwartete Weise und wachsen im Verlauf der Geschichte zu einem unschlagbaren Team zusammen. Werden sie Lynchs Killerkommando entkommen können?
Tolles Setting verstärkt die Story
Die Inszenierung von The Silent Hour liegt in den Händen von Brad Anderson, der durch psychologisch dichte Thriller wie The Machinist und Session 9 bekannt wurde. Obwohl sich der Film eher im Mainstream-Thriller-Genre ansiedelt, bringt Andersons Gespür für Atmosphäre und Spannung frischen Wind in die klassische Fluchtgeschichte. Mit dem verlassenen Hochhaus als zentralem Schauplatz zeigt er erneut sein Talent, beklemmende Räume eindrucksvoll zu nutzen. Das klaustrophobische Setting verstärkt die Dramatik der Flucht, die mit kreativen Einfällen wie dem Navigieren durch Stille, einem Feuerleitersprung und Versteckspielen in verlassenen Wohnungen aufwartet. Obwohl die Spannung während der Flucht fast durchgehend hoch bleibt, driftet der Film gegen Ende in bekannte Muster ab. Dennoch gelingt es Anderson, den Adrenalinpegel bis zum Schluss aufrechtzuerhalten.
The Silent Hour überzeugt dank Cast
In der Hauptrolle überzeugt Joel Kinnaman, der mit Werken wie The Suicide Squad und Altered Carbon bereits ein vielseitiges Portfolio aufgebaut hat. Kinnaman spielt Frank Shaw mit stoischer Ruhe, die von innerem Kampf durchzogen ist. Bereits im Actioner The Silent Night, der im letzten Jahr erschienen ist, hat er bewiesen, dass er einen Menschen mit Beeinträchtigung glaubwürdig verkörpern kann. Sandra Mae Frank, die gehörlose Schauspielerin, bringt Authentizität in die Rolle der Zeugin Ava und meistert es, ihrer Figur Stärke und Verletzlichkeit zu verleihen. Ihr Zusammenspiel mit Kinnaman ist glaubhaft und emotional. Mark Strong als Franks Ex-Partner Doug liefert eine solide Leistung ab, bleibt jedoch etwas im Hintergrund. Mekhi Phifer hingegen glänzt als eiskalter Antagonist Lynch, der die Bedrohung unermüdlich vorantreibt. Das Ensemble wird durch kleinere Nebenrollen ergänzt, die den Plot unterstützen, aber wenig Tiefe haben.
Die Ähnlichkeit mit Stirb Langsam
Die Prämisse, eine Flucht durch das Hochhaus unter erschwerten Bedingungen – nämlich dem eingeschränkten Hörvermögen der beiden Protagonisten – zu inszenieren, hebt den Film von anderen Genrevertretern ab. The Silent Hour zeigt auf subtile Weise die Herausforderungen und Stärken von Menschen mit Behinderungen, ohne dabei in Klischees zu verfallen. Diese Repräsentation verleiht der Geschichte eine zusätzliche Dimension. The Silent Hour ist ein packender Action-Thriller, der mit einer originellen Prämisse und starken Hauptdarstellern punktet. Die Verknüpfung von physischer Action und psychologischer Spannung hält das Publikum über die gesamte Laufzeit von 100 Minuten bei der Stange. Auch wenn der Film nicht mit Überraschungen glänzt und gelegentlich auf bekannte Thriller-Klischees zurückgreift, bietet er solide Unterhaltung in einem atmosphärischen Setting. Und mit diesem Setting hat er mich an Stirb Langsam mit Bruce Willis erinnert, der ja als Startschuss für das Sub-Action-Genre «Einzelkämpfer gegen Terroristen» gilt. Haben sich die Macher etwa von diesem Meisterwerk inspirieren lassen?
Mein Fazit zu The Silent Hour
Wer temporeiche Filme mit intensiver Atmosphäre und einem Hauch von Innovation mag, sollte sich The Silent Hour nicht entgehen lassen. Besonders Fans von Joel Kinnaman oder Brad Andersons früheren Werken kommen hier auf ihre Kosten. Wer Action mag und ein Faible für frische Ideen hat, wird hier ebenfalls bedient. Zudem bleibt am Ende eine wichtige Erkenntnis: Manchmal ist Stille spannender als jede Explosion. Ihr findet The Silent Hour momentan online. So kann er beispielsweise auf Apple TV, Sunrise TV, blue TV, im Sky Store oder auf YouTube erworben werden. Ab heute kann man ihn dort auch ausleihen.
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