Ab dem 25. Juli 2024 läuft Zwei zu Eins von Natja Brunckhorst in den Kinos. Die Sommerkomödie thematisiert wahre Begebenheiten, die sich in den 90er-Jahren in Deutschland zugetragen haben. Wir erleben Sandra Hüller, Ronald Zehrfeld und Max Riemelt in einem Abenteuer über Freundschaft und den Kampf gegen den Kapitalismus. Was wir davon halten, findet ihr hier heraus…
Interview mit Regisseurin Natja Brunckhorst
Anlässlich der Weltpremiere von Zwei zu Eins am diesjährigen Filmfest München konnten wir mit der Regisseurin Natja Brunckhorst sprechen. Was sie uns alles über die Komödie erzählt hat und was sie an der wahren Geschichte so spannend fand, gibt es im Video zu sehen.
Der grosse Coup von Halberstadt
Halberstadt im Sommer 1990: Maren (Sandra Hüller), Robert (Max Riemelt) und Volker (Ronald Zehrfeld) kennen sich seit ihrer Kindheit. Alle drei sind im ostdeutschen Halberstadt aufgewachsen und haben nach der Schulzeit unterschiedliche Lebensziele verfolgt. Im Jahr 1990 wird aus der BRD und der DDR allerdings auch auf der Geld-Ebene ein Land und so sind sie, wie alle Ost-Bürger im Juli, dazu angehalten, ihre alte Währung in neue D-Mark umzutauschen. Zufälligerweise erinnert sich Volker an die alten Stollen der DDR, die sich nicht weit von ihrer Nachbarschaft befinden. Mithilfe seine Onkels, dem ehemaligen Stollenbewacher Markowski, schleichen sie sich hinein und entdecken Unglaubliches.
Da lagern doch tatsächlich Millionen von Banknoten der ehemaligen DDR – abgelegt, um es verrotten zu lassen. Da die Frist für den Umtausch des Geldes noch nicht abgelaufen ist, beschliesst das Trio, die Noten abzutransportieren. Doch wie kann man so viel Kohle umtauschen, sodass es nicht auffällt? So beschliessen sie, ihre Nachbarn in den Plan einzuweihen und um Hilfe zu bitten. Sie kaufen einfach viele Waren von westlichen Haustürverkäufern auf und verteilen sie möglichst gerecht an die Bürgerinnen und Bürger von Halberstadt. So machen sie nicht nur ein gutes Tauschgeschäft, sondern schlagen gleich dem berauschenden Westen und ihrem Kapitalismus ein Schnippchen. Doch wie lange kann das gut gehen? Ausserdem verbirgt Maren auch ein lang gehütetes Geheimnis, bei dem Volker nicht ganz unbeteiligt ist…
Die wahre Geschichte von Zwei zu Eins
Sobald ein Film mit dem Label «Basiert auf eine wahre Geschichte» präsentiert wird, reibt man sich die Augen. Gerade jüngere Beispiele wie Rentierbaby lassen Zuschauer aufhorchen. Was ist so passiert und was denn nun nicht? Ähnlich verhält es sich mit Zwei zu Eins. Hat es die drei Freunde wirklich so gegeben oder entstammten diese aus der Feder der Drehbuchautorin? Was uns die Regisseurin Natja Brunckhorst über ihre Recherche zu den richtigen Dieben und ihre Herangehensweise an diese Story erzählte, erfahrt ihr in unserem Video-Interview. Dieses erscheint nächste Woche. Über die Geschichte um das Geld im Stollen ist folgendes bekannt: Seit der Aufteilung von Deutschland in die BRD und DDR gab es zwei Währungen. Die normale Mark und die DDR-Mark. Letztere war nach der Wende natürlich nicht mehr von Nutzen. Daher beschloss die Staatsbank im April 1990 das gesamte Papiergeld der DDR in einem Stollen der Untertagelage (UTA) in Halberstadt einzulagern.
Sie dachten, die Noten würden dann verrotten. Der Wert dieser Noten betrug 109 Milliarden DDR-Mark. Darunter befand sich auch frisch gedrucktes, nicht ausgegebenes Papiergeld wie 200- und 500-Mark-Scheine, die niemals in Umlauf gelangten. Bis zur Mitte des Jahres war die sogenannte Währungsunion aktiv. Das heisst, bis anfangs Juli durften DDR-Bürger das Geld natürlich umtauschen. Dabei wurden Löhne, Gehälter, Renten, Mieten sowie Sparguthaben bis zu einem Betrag von maximal 6000 DDR-Mark zum Kurs von 1:1 umgetauscht. Beträge darüber wurden jedoch im Verhältnis 2:1 umgetauscht. Daher rührt auch der Filmtitel Zwei zu Eins. Erst 2001 fanden Ermittler heraus, dass auffallend viele DDR-Banknoten auf dem Sammlermarkt aufgetaucht sind. Nach einer Kontrolle des Stollens fand man Spuren eines Einbruchs. Wieviel Geld da herausgenommen wurde, konnte nicht herausgefunden werden. Im Juni 2002 entschied man sich, das alte Papiergeld zu verbrennen – insgesamt 298 Container voll.
Vom Drama zur Komödie
Natja Brunckhorst hat den Film nicht nur inszeniert, sondern auch das Drehbuch dazu verfasst. Sie ist in der deutschen Filmszene keine Unbekannte. Brunckhorst machte sich 1981 durch die Hauptrolle in Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo einen Namen. Das von Uli Edel realisierte Drama ist bekannt für seine explizite Darstellung von Drogenabhängigkeit, Kriminalität und Prostitution Berlins in den 70er-Jahren. Nach einem Schauspielstudium begann sie ab 1998 als Drehbuchautorin zu arbeiten und schrieb für Fernsehserien wie beispielsweise Tatort. Für das Drehbuch zum Film Wie Feuer und Flamme erhielt sie 2001 den Deutschen Filmpreis. Ihr Regiedebüt gab sie mit der Komödie Alles in bester Ordnung von 2022. Die Idee zu Zwei zu Eins ist ihr gekommen, als sie in einem Buch von Peter Ensikat auf einen bestimmten Satz gestossen ist. «Das Papiergeld der DDR wurde in einem Stollen eingelagert.» Anschliessend begann sie zu recherchieren und das Resultat kann sich sehen lassen.
Mein Fazit zu Zwei zu Eins
Zwei zu Eins überzeugt dank einer soliden Story, mit dem sich jede und jeder identifizieren kann. Die David-gegen-Goliath-Geschichte, die Natja Brunckhorst erzählt, zeigt eindrücklich, wie sich die kleinen Sparer gegen den Staat auflehnen. Mit Kapitalismuskritik wird nicht gegeizt. Mich erinnerte der Streifen ein bisschen an Dumb Money. Da ist ebenfalls zu sehen, wie ein komplexes Finanzsystem durch kleine Handlungen durcheinandergebracht wird. Auch der Cast ist sorgfältig gewählt und harmoniert perfekt. Vor allem Sandra Hüller, die spätestens seit ihrer Oscar-Nomination (Anatomie eines Falls) jedem einen Begriff ist, macht den Film absolut sehenswert. Zudem gibt es ein paar rührende Momente zu sehen, die zeigen, dass das Ende der DDR nicht für alle einfach war. Diese Szenen bieten einen guten Kontrast. Kurzum gesagt: Eine tolle und rasant inszenierte Komödie mit gutem Cast, die die Währungsunion perfekt auf die Schippe nimmt. Falls man aber wie ich aus der Schweiz kommt und diese Zeit nicht miterlebt hat, versteht man vielleicht nicht alles.
Hat Zwei zu Eins eine Post-Credit-Scene?
Ja, es gibt im Film eine Post-Credit-Scene zu finden. Sie ist humorvoll gehalten und zeigt, wie ein IKEA-Regal ohne die zuvor in der DDR produzierten Schrauben einfach auseinanderfällt. Um diesen Gag zu verstehen, muss man den Film aufmerksam mitverfolgt haben. Zudem gibt es zu Beginn der Credits noch Archivmaterial zu sehen. So wird gezeigt, wie damals die echten Noten der DDR abtransportiert und zum Verbrennungsofen gebracht werden. Dazu gibt es einen ergänzenden Text, der die Hintergründe erklärt. Es lohnt sich also, den gesamten Abspann zu sehen und nicht bereits aus dem Kino zu laufen.
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