Auf diesen Kinofilm habe ich mich schon lange gefreut: Old von Star-Regisseur M. Night Shyamalan. Seit der ungewöhnlichen Trilogie aus den Filmen Unbreakable, Split und Glass bin ich ein riesiger Fan seiner Streifen. Immer wieder schafft es Shyamalan, spannende und nervenaufreibende Geschichten zu erzählen, die den Zuschauer zum Miträtseln und Nachdenken anregen. Der Trailer zu Old hatte mich zudem bereits in seinen Bann gezogen. Ist der vollendete Thriller gelungen oder hat Old vielleicht doch zu viele Vorschusslorbeeren bekommen? Und was hat der Thriller eigentlich mit Marlon Brando und Jack Nicholson zu tun?
Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält leichte Spoiler zu Old
Traumurlaub oder die Hölle auf Erden?
Das Ehepaar Prisca und Guy Cappa unternimmt mit ihren beiden Kindern Maddox und Trent einen Urlaub. Das Paar hat diverse Probleme und befindet sich eigentlich schon mitten in einer Trennung, doch ihren Kindern zuliebe soll der Strandurlaub trotzdem stattfinden. Also mieten sie sich in einem paradiesischen Resort ein. Gleich zu Anfang bekommt das Paar tropische Drinks serviert, das Zimmer ist grosszügig ausgestattet und die Strände sind phänomenal. Der sechsjährige Trent freundet sich bald mit dem Sohn des Resortleiters an und auch Maddox geniesst den Urlaub. Und dann bietet sich der Familie eine weitere, scheinbar tolle Möglichkeit. Im Vertrauen verrät ihnen der Resortleiter, dass es einen wunderbaren Strand in der Nähe gibt; das Paradies in völliger Abgeschiedenheit und perfekt, um sich so richtig zu entspannen. Natürlich nehmen die Cappas dieses Angebot dankend an und so werden sie von einem Fahrer zum Strand gefahren.
Gemeinsam mit dem Arzt Charles, dessen Ehefrau Chrystal, seiner Tochter Kara und seiner Mutter Agnes geniesst die Familie Cappa also den wunderschönen Tag. Ganz alleine sind die Touristen aber nicht, ein schweigsamer Mann hält sich ebenfalls am Strand hinter den Felsen auf. Das Mädchen Maddox erkennt den Unbekannten dann als prominenten Musiker, den Rapper Mid-Sized Sedan. Was führt ihn an den Strand? Schlussendlich taucht dann auch das Ehepaar Jarin und Patricia Carmichael auf; Jarin ist Krankenpfleger und Patricia praktiziert als Psychologin. Sie alle geniessen das schöne Wetter und das klare Wasser. Dann jedoch macht der Junge Trent eine schreckliche Entdeckung, im Wasser treibt die Leiche einer jungen Frau. Mid-Sized Sedan war gemeinsam mit ihr am Strand, bestreitet aber, etwas mit ihrem Tod zu tun zu haben. Sagt der Rapper die Wahrheit?
Der Strand, der seine Besucher altern lässt
Doch die Frauenleiche im Meer sollte nur der Anfang der schrecklichen Geschehnisse sein, die folgen würden. Denn bald spüren alle Strandbesucher, dass sie sich zu verändern scheinen. Die Kinder wachsen unnatürlich schnell und ähneln bald Teenagern. Die Erwachsenen bemerken, dass ihre Gesichter faltiger werden und auch die Gedanken aller Touristen wandeln sich und gehen drunter und drüber. Dann bekommt Charles’ Mutter Agnes urplötzlich Herzprobleme und verstirbt innerhalb weniger Minuten. Da beginnen die Strandbesucher zu realisieren, was an diesem Ort tatsächlich vor sich geht: Die Zeit läuft viel schneller und sie alle altern in rasantem Tempo. Sofort ergreifen sie die Flucht, auch wenn sie sich dieses Mysterium nicht erklären können. Doch ein Entkommen scheint nicht möglich zu sein; wer versucht, durch die Felsen von dem verfluchten Strand zu fliehen, fällt in Ohnmacht. Gibt es vielleicht einen anderen Weg?
Nach und nach beginnt sich das rasante Altern bei allen Strandbesuchern bemerkbar zu machen: Die Kinder Trent, Maddox und Kara sind mittlerweile junge Erwachsene, obschon sie weiterhin den Geist von Kindern haben. Die Erwachsenen bekommen es mit Alterserscheinungen wie Sehschwächen, Taubheit und Gelenkschmerzen zu tun. Auch psychische Erkrankungen treten schnell und ohne jegliche Vorwarnung auf. Der Arzt Charles entwickelt ausserdem innerhalb kürzester Zeit eine ausgewachsene Demenz, die ihn die Realität vergessen und ihn in seiner eigenen Welt leben lässt. Weiterhin versuchen die Strandbesucher alles, um dem Strand zu entkommen. Doch nach und nach schwindet die Chance auf eine Flucht. Und was hat es mit den aufblitzenden Lichtern auf dem gegenüberliegenden Kliff auf sich; werden sie alle beobachtet?
Old spaltet die Fangemeinde – Meisterwerk oder lahmer Thriller?
Immer wieder hat uns der Regisseur M. Night Shyamalan in der Vergangenheit mit spannenden und nervenaufreibenden Filmen in Atem gehalten. The Sixth Sense, The Visit und The Happening gehören definitiv zu seinen Meisterwerken. Und mit der 19 Jahre dauernden Trilogie Unbreakable, Split und Glass hat Shyamalan definitiv bewiesen, was für verschachtelte und spannende Storys er auf die Leinwand bringen kann. Ist ihm dies auch mit seinem neusten Film Old gelungen? Die Meinungen hierzu gehen stark auseinander, im Internet kursieren sowohl unglaublich positive, wie auch sehr negative Kritiken. Deshalb werfen wir einen Blick auf die guten und schlechten Aspekte von Old.
Spannend bis zum Schluss, tolles Schauspiel aber auch fehlerhaft
Positiv hervorzuheben ist die Spannung, die Old bereits innerhalb weniger Minuten aufbaut. Auch der Cast wurde gut gewählt, immerhin mussten für eine Figur meist mehrere Personen gecastet werden. So finden sich tolle Schauspieler wie Alex Wolff, Thomasin McKenzie, Vicky Krieps, Gael Garcia Bernal oder Emun Elliot auf der Leinwand wieder. Natürlich übernimmt auch der Regisseur M. Night Shyamalan – wie in allen seinen Filmen – eine kleine und doch wichtige Nebenrolle. Die Darbietungen des ganzen Casts sind meiner Meinung nach sehr gut, obwohl einige Schauspieler ganz klar überzeugender spielen als andere. Mein persönliches Highlight war das Schauspiel von Rufus Sewell in der Rolle des Arztes Charles. Seine Figur wird innerhalb kurzer Laufzeit stark dement und dies stellt der Schauspieler toll dar. Hat er sich da vielleicht ein wenig von Anthony Hopkins inspirieren lassen? Immerhin standen die beiden für das Drama The Father gemeinsam vor der Kamera, worin Hopkins einen demenzkranken Senior mimte.
Schlussendlich ist dann auch das Ende des Films gelungen. Shyamalan ergänzt seine Geschichten gerne mit Plottwists. In Old ist es nicht direkt ein Twist, dieses Ende jedoch habe ich so definitiv nicht erwartet. Einige werden es als zu absurd oder unrealistisch erachten, doch darauf sollte man sich bei Shyamalans Filmen gefasst machen. Nur positive Aspekte hat Old aber nicht zu bieten. Mir ist aufgefallen, dass die Protagonisten ihre Rolle zwar gut spielen, der Zuschauer aber zu keinem eine wirkliche Bindung aufbauen kann. Die Figuren haben zwar ihre jeweilige Hintergrundgeschichte, doch kann man sich kaum mit diesen identifizieren. Auch gibt es immer wieder kleine, logische Lücken innerhalb der Geschehnisse von Old. Obwohl eigentlich alle Personen gleich schnell altern sollten, ist dies nicht bei allen immer ersichtlich. Old versucht hier, eine einigermassen glaubwürdige, wissenschaftliche Erklärung zu bieten; diese ist aber nicht wirklich zufriedenstellend.
Mein Fazit zu Old
Wissenschaftlich und medizinisch betrachtet weist Old also einige Lücken auf. Ist das ein Problem? Nein, denn in erster Linie soll uns Old unterhalten und dieses Ziel ist dem Film – zumindest aus meiner Hinsicht – definitiv gelungen. Der Streifen vereint Spannung, Horror und viel Mystik und somit hat mir Old sehr gefallen. Die kleinen Fehler verzeiht man Shyamalan schnell, denn immerhin präsentiert uns der Regisseur hier eine komplizierte und nie dagewesene Geschichte. Für alle Fans von Thrillern ist Old also eine absolute Empfehlung.
Was hat es mit dem Easter Egg um Marlon Brando und Jack Nicholson auf sich?
Wer sich Old angesehen hat, wird sich unweigerlich die eine grosse Frage gestellt haben: Was hat es mit dem Film mit Marlon Brando und Jack Nicholson auf sich? Der Arzt Charles entwickelt während seiner Demenz eine starke Fixierung auf einen Film, in dem die beiden Schauspieler mitgespielt haben sollen. Er kann sich aber bei bestem Willen nicht mehr an den Namen erinnern. Hat dieser Film vielleicht sogar einen Einfluss auf Old?
Nein, aber die Geschichte hinter diesen Monologen ist trotzdem spannend. Beim Film mit Marlon Brando und Jack Nicholson handelt es sich um den Western The Missouri Breaks aus dem Jahr 1976. M. Night Shyamalans Vater hatte, genau wie der Arzt Charles in Old, Demenz und hat deshalb ständig über diesen Film gesprochen. Shyamalan hat sich geschworen, diesen Filmtitel irgendwann selbst in einen Streifen einzubauen. Obschon dieses Easter Egg also nichts mit der eigentlichen Story von Old zu tun hat, ist es trotzdem eine herzerwärmende Anekdote des Regisseurs an seinen Vater.
Schön auch mal positivere Kritiken zu diesem Film zu hören.
Das bestärkt mich auch den Film mir irgendwann mal anzusehen.
Allerdings werde ich wohl abwarten bis er evtl. mal bei Amazon Prime erscheint.
Mit den besten Grüßen
euer Sany 3000