Am 26. Juni 2025 startete die Fortsetzung des Horror-Science-Fiction-Erfolgs M3GAN in den deutschen Kinos. Seit 2. Oktober ist M3GAN 2.0 auch auf 4K-UHD, Blu-ray und DVD erhältlich und zuvor bereits kostenpflichtig bei Streamingdiensten wie Prime Video, Apple TV oder MagentaTV erschienen. Erneut unter der Regie von Gerard Johnstone sowie mit Jason Blum und James Wan als Produzenten wurde der Film in den Hauptrollen wieder mit Allison Williams (auch Produzentin), Violet McGraw, Amie Donald und Jenna Davis (M3GANS Originalstimme) besetzt. Die Rolle der neuen Antagonistin übernahm Ivanna Sakhno als AMELIA. Um nicht zum einfallslosen Wiederholungstäter zu werden, setzt der Film weniger auf Horror und stärker auf Action. Doch geht diese Formel auf?

Wenn das Nachfolgemodell AMELIA wütet…
Zwei Jahre sind vergangen, seit M3GANs KI ausser Kontrolle geriet und vorerst zerstört werden musste. Ihre Schöpferin, Gemma engagiert sich inzwischen aktiv für die staatliche Regulierung von KI und lebt zurückgezogen, fernab des Chaos aus dem ersten Teil. Ihre Nichte Cady rebelliert jedoch zunehmend gegen Gemmas konsequente Kontrollmassnahmen. Doch dies ist nur die Ruhe vor dem nächsten, künstlich-intelligenten Sturm: Ein Rüstungsunternehmen hat heimlich M3GANs Quellcode kopiert und daraus die hochaggressive Kampf-KI AMELIA entwickelt.
Wie bereits M3GAN beginnt auch sie, ein diabolisches Eigenleben zu entwickeln und all jene abzuschlachten, die an ihrer Entwicklung beteiligt waren. Nachdem die Gefahr immer grösser wird, entschliesst sich Gemma nun notgedrungen, M3GAN neu auszurichten und wieder zu aktivieren. Aufgebessert wird sie dabei mit Upgrades, die sie noch schneller, stärker und gefährlicher machen sollen als je zuvor. Nur bestenfalls nicht gegen Cady und Gemma, sondern um AMELIA aufzuhalten. Gelingt M3GAN dieses Unterfangen und schafft sie es diesmal, auf der guten Seite ihrer Verbündeten zu bleiben oder wechselt sie doch wieder die Seiten, um nun noch mit AMELIA im Duo zu morden?

M3GAN 2.0 verschenkt Potential und ist überladen
An den Kinokassen konnte M3GAN 2.0 nicht an den Erfolg des ersten Teils anknüpfen. Dieser verdankte seine Popularität vor allem einer spielerischen, wenn auch etwas unentschlossenen Mischung aus Horror, Drama, Science-Fiction und Komödie – sowie dem aktuellen KI-Thema und einem TikTok-Dance-Hype. Von diesen genretypischen Einflüssen sind nun hauptsächlich der Science-Fiction- und Humor-Anteil geblieben. Die Horrorelemente treten dagegen noch stärker in den Hintergrund und zeigen sich höchstens in M3GANs undurchschaubarer Charakterentwicklung oder in angedeuteten Gewaltszenen.
Wie schon im ersten Teil liefert dabei auch die Uncut-Version keine merklich brutalere Fassung. Sie läuft zwar 71 Sekunden länger, enthält aber nur minimal verlängerte Szenen, alternative Schnitte und digitales Blut in Kampfmomenten. Durch die schnelle Schnittweise sind dies jedoch nur dezente Unterschiede – für Horrorfans daher kaum mehr als ein Achselzucken wert.
Vielmehr ins Auge sticht, dass das ursprüngliche Potenzial für einen uninspirierten, actionlastigen Science-Fiction-Plot verschenkt wird. Dieser ist spätestens zum Ende durch unglaubwürdige Wendungen ermüdend. Zwar besitzen die gemeinsamen Szenen mit M3GAN einen halbwegs mitreissenden Spannungsbogen und einen teils zündenden, bissigen Humor dank frecher Sprüche, doch reicht das nicht aus. Die Geschichte ist letztlich von zu viel künstlicher Intelligenz überladen und erinnert oftmals eher an Versatzstücke aus besseren Filmen wie Terminator 2 (1991), Mission: Impossible (1996) oder Ex Machina (2015).

Generisch und austauschbare Elemente
In all seinen Actionklischees zwischen Gut und Böse verliert der Film zudem seine moralische Aufrichtigkeit und die satirische Schärfe, mit der er die aktuelle KI-Entwicklung noch eindringlicher hätte anprangern können. Diese unterschwellige Kritik war im ersten Teil noch deutlicher spürbar und geht nun im allzu generischen Actionplot unter.
Einzig das ausdruckskalte, aber zugleich energiegeladene Spiel von Ivanna Sakhno fügt sich überzeugend in die ansonsten austauschbare Actionhandlung ein. Amie Donald verleiht M3GAN zwar erneut physisch Gestalt, verschwindet jedoch in der Mischung aus animatronischer Puppe und CGI-Nachbearbeitung, sodass sie als Schauspielerin kaum erkennbar bleibt. Sakhno ist da eine willkommene Abwechslung. Zwar sind in einigen Szenen Augenfarbe und Reflexe digital angepasst und auch vereinzelt auf animatronische Effekte zurückgegriffen worden, aber ihr Gesicht bleibt spürbar menschlich, wodurch die Bedrohung ihrer Figur greifbarer wird.
Schauspielerisch liefern die Hauptdarsteller Allison Williams und Violet McGraw allerdings nur solide Leistungen ab. Ihre Figuren bleiben zu eindimensional und entwickeln sich auf zwischenmenschlicher Ebene kaum weiter. Zugutehalten darf man wiederum, dass die deplatzierten Musicaleinlagen des ersten Teils weitgehend ausgelassen wurden. In M3GAN 2.0 wird das Thema nur noch in einer einzelnen, aber zu langen Szene ironisch aufgegriffen.

Mein Fazit zu M3GAN 2.0
Das filmische Upgrade M3GAN 2.0 hat letztlich zu einer Regression mit actionlastigen Bugs geführt. Zwar war es mutig, sich innerhalb des Genres stärker auf eine Richtung zu konzentrieren. Gleichermassen entfernt man sich aber zu sehr von der ursprünglich originelleren Inszenierung des ersten Films. Darüber hinaus kämpft man sich mit längst veralteten Action- und Science-Fiction Klischees ab. Einzig das Schauspiel von Ivanna Sakhno scheint hier seine harmonierende Bestimmung gefunden zu haben. Mit diesem Flop dürfte M3GAN aber ihr dramaturgisches End of Life erreicht haben. Sowohl inhaltliche Steigerung als auch das KI-Thema solcher Actionausschlachtungen scheinen ausgeschöpft – und wirken vor allem erschöpfend. Dennoch wird das M3GAN-Universum fortgesetzt – bereits 2026 erscheint SOULM8TE, in dem sich ein weiblicher Androide vom vermeintlich harmlosen Lovebot zur tödlichen Killermaschine entwickelt.
Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.



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