Sophie Wilde aus Talk to Me

Talk to Me: Die australische Antwort auf Blumhouse überzeugt auf ganzer Linie

Am 27. Juli 2023 startet Talk to Me in den Kinos. Bereits im Vorfeld lobten diverse Filmkritiker den Erstling der beiden YouTube-Stars Danny und Michael Philippou als das Meister-Horrorwerk des Jahres 2023. Ebenso erhielt das Werk auf Rotten Tomatoes bereits 97 Prozent Zustimmung. Als grosser Fan von Horrorstreifen setzte ich mich anlässlich der Schweizer Premiere neugierig in den Kinosaal und sah mir Talk to Me an. Wurde er meinen Erwartungen gerecht?

Im Rahmen des deutschen Kinostarts durften wir ein Interview mit Danny Philippou führen. Was er uns über Dreharbeiten erzählt hat und warum die beiden Brüder ein Känguru und die Hand als Symbol benutzt haben, findet ihr im Video heraus.

Regisseur Danny Philippou im Interview.

Das eiskalte Händchen schlägt zu

In einer australischen Kleinstadt leben die jungen Frauen Mia und Jade. Während Jade mit ihrem kleinen Bruder Riley und ihrer Helikopter-Mutter Sue zusammenlebt, hat es Mia nicht leicht. Schliesslich ist ihre Mutter Rea kürzlich verstorben und mit ihrem Vater verträgt sie sich auch nicht gerade gut. Wie jeder andere Teenager durchstöbern Jade und Mia die sozialen Medien und entdecken Videos eines mysteriösen Partyspiels. Dieses dreht sich um eine gruselige Skulptur einer Hand, mit der angeblich Geister beschwört werden können. Das zeigen zumindest die Clips von besessenen Teenies. Neugierig versuchen Mia, Riley, Jade sowie ihr Freund Daniel herauszufinden, was dahintersteckt und begeben sich zu Hayley und Joss. Die beiden sind in den Besitz der Figur gekommen und veranstalten jeden Abend Séancen.

Zoe Terakes als Hayley in Talk to Me
Hayley erklärt die Spielregeln. Bild: Praesens-Film / A24 / Bankside Films

Die Regeln dort sind klar: Eine Kerze wird angezündet und die Spieler müssen der Skulptur die Hand geben. Anschliessend sollen sie die Worte «Talk to Me» und «Ich lass dich rein» sprechen und das Artefakt nur 90 Sekunden lang halten. Dadurch sollten sie in Kontakt mit der Geisterwelt gelangen. Mia wagt es und macht mit. Tatsächlich verhält sie sich besessen und so wächst die Neugier aller Anwesenden. So kommt es, dass Daniel und später Riley das Experiment am nächsten Tag durchführen wollen. 

Während Rileys Séance spricht plötzlich der Geist von Mias Mutter durch seinen Körper und spricht verheissungsvolle Worte in die Runde. Angetrieben von Neugier setzt sich Mia nochmals hin und spricht zu der Hand. Allerdings geht während dieser Runde einiges schief und sie befindet sich länger als die geplanten 90 Sekunden in Trance. Mia bekommt fortan öfters Besuch von Reas Geist und nimmt verstörende Visionen wahr. Doch wie kommt das? Haben sie bei der Séance das Tor zur Geisterwelt etwa nicht geschlossen?

Sophie Wilde als besessene Mia
Tolle Close-ups machen die Kameraarbeit aus. | Bild: Praesens-Film / A24 / Bankside Films

Eine starke Kameraführung zum Gruseln

Während rund 95 Minuten erleben die Zuschauer einen ziemlich gruseligen und verstörenden Streifen. Dies, da Talk to Me gewisse Horror-Momente ziemlich explizit und in voller Pracht zeigt. Verstärkt wird das Ganze aufgrund des Schauspiels und der fabelhaften Kameraführung. Dies trifft besonders auf die Séance-Szenen zu. Während der Geist in den Körper der Teilnehmenden hineinfährt und dieser umfällt, fällt die Kamera mit und somit dreht sich das ganze Bild. Dadurch wird der Zuschauer noch mehr in die Handlung des Films «hinein gerissen» und erlebt das Geschehene noch intensiver. Unkonventionell, aber effektiv. Sogar aufwändige Long-Take-Szenen kommen als Kontrast zur Geltung. Ausserdem sehen die Teilnehmer der Séancen während ihrer Besessenheit furchterregend aus mit ihrem Grinsen und den geweiteten Pupillen. Mich erinnerten diese Momente an Szenen aus Filmen wie Wahrheit oder Pflicht oder Smile. Dazu gesellt sich ein makaber klingender Soundtrack, der die Sequenzen unterstreicht. Ein wenig Auflockerung gibt es dank ein paar Witzen.

Alexandra Jensen Zoe Terakes Chris Alosio und Otis Dhanji in Talk to Me
Jade, Daniel, Joss und Hayley überlegen wie sie gegen Mias Geist vorgehen können. | Bild: Praesens-Film / A24 / Bankside Films

Wer steckt hinter Talk to Me?

Realisiert wurde Talk to Me von den beiden Australiern Danny und Michael Philippou. Dabei handelt es sich um 29-jährige Zwillinge, die durch ihren YouTube-Kanal RackaRacka berühmt geworden sind. Ihr Kanal zählt über sechs Millionen Abonnenten und ist gespickt mit Action-Horror-Comedy-Videos. Danny und Michael filmen, seit sie elf Jahre alt sind. Zu den viralsten Videos zählen Harry Potter vs Star Wars oder Star Wars in Public. In letzterem haben die Jungs ein ganzes Einkaufszentrum in ein Schlachtfeld verwandelt. Nun wurde es höchste Zeit, einmal einen Kinofilm zu produzieren. Unterstützung erhielten die beiden durch dieselbe Crew, welche schon beim Horror-Streifen The Babadook involviert waren. Danny und Michael haben bei diesem Film bereits mitgearbeitet.

Sophie Wilde im Horrorfilm
Sophie Wilde in der Rolle als Mia. | Bild: Praesens-Film / A24 / Bankside Films

Newcomerin Sophie Wilde ist der Hammer

In der Hauptrolle ist die australische Schauspielerin Sophie Wilde zu sehen. Viele Streaming-Fans kennen sie wahrscheinlich aus dem kürzlich veröffentlichten Sky-Film The Portable Door. Als Mia liefert sie alles ab, was man von ihr erwarten kann. Ähnlich wie die Figur Elisabeth im Drama Glaube Liebe Hoffnung durchlebt sie eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die zu einem Totentanz eskaliert. Wilde schafft es, diesen Tanz zu meistern und das verleiht dem Film eine hohe Glaubwürdigkeit.

Des Weiteren versteckt sich im Cast, der aus eher noch unbekannten Schauspielerinnen und -spielern besteht, noch ein ganz grosser Name. Miranda Otto, die viele Fantasy-Fans als Éowyn aus Der Herr der Ringe-Trilogie kennen. Sie spielt Jades fürsorgliche Mutter Sue. Obwohl Otto ein Vollprofi ist, spielt Sophie Wilde sie locker an die Wand. Dialog-technisch gesehen sitzt jedes Wort und trägt eine hohe Glaubwürdigkeit. Oftmals ist es in anderen Filmen so, dass die Drehbücher von älteren Leuten geschrieben werden, die mit der Art und Weise, wie sich Teenager verhalten und sprechen, nicht sehr vertraut sind.

Joe Bird als Riley aus Talk to Me
Ob Riley ahnt, was ihm bei der Séance blüht? | Bild: Praesens-Film / A24 / Bankside Films

Mein Fazit zu Talk to Me

Mit Talk to Me ist den Philippou-Brüdern ein sehr unterhaltsamer Erstling gelungen. Der psychologische Horror-Thriller strotzt nur so von verstörenden Momenten, dass es eine Freude ist. Mich erinnert die Machart sehr stark an die Werke der Blumhouse-Studios. Mit den Produktionen von Jason Blum kann Talk to Me locker mithalten und ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft noch viel von den Zwillingen hören werden. Auch optisch kommt der Streifen sehr schön daher. So verblasst Mias gelbe Kleidung im Lauf des Films, was ihr Schicksal gut widerspiegelt. Darüber hinaus spielen die Filmemacher ordentlich mit Symbolik, was den Streifen stark aufwertet. Ausserdem bietet der Film eine sehr starke Kameraführung von Aaron McLisky. Ich empfehle Talk to Me jedem Fan, der auf psychologischen Horror, gepaart mit Übernatürlichen steht.