Mit Halloween Ends ist am 13. Oktober der finale Teil der neu angelegten Trilogie von David Gordon Green erschienen. Diese zelebriert ihr Ende mit schwermütigen Schritten. Der Versuch, eine der bereits langlebigsten Horrorfilmreihen einen aktuelleren Touch zu geben, hat mit dem 2018 erschienenen Reboot dank einer stimmigen Atmosphäre schon mal teilweise funktioniert. Diese mündet aber schliesslich mit Halloween Kills in einer visuell viel zu sehr zum Selbstzweck geratenen Metzel-Orgie. Kann aber nun Halloween Ends diese filmische Enttäuschung geraderücken oder wird hier einmal mehr zum Selbstzweck und zur Verschleierung einer schwachen Handlung abgeschlachtet?
Hinweis: Als Vorwissen zum neuen Film genügen John Carpenters Halloween (1978), Halloween (2018) sowie Halloween Kills (2021).
Der Schrecken kehrt nach Haddonfield zurück…
Vier Jahre sind seit den blutigen Ereignissen von Halloween Kills verstrichen. Laurie Strode lebt inzwischen mit ihrer Enkelin Allyson zusammen und verarbeitet ihr altes Leben in ihren Memoiren. Der psychopathische Serienmörder Michael Myers wurde seitdem nie wieder in Haddonfield gesehen. Für Laurie Grund genug, sich endlich von dem Schrecken loszusagen, der ihr Leben jahrzehntelang bestimmt hat. Allyson beginnt derweil eine Liebesbeziehung mit dem jungen Babysitter Corey Cunningham. Allerdings wird das Unterfangen jäh unterbrochen, als man ihn beschuldigt, einen kleinen Jungen ermordet zu haben. Hat Myers etwa von seiner Person Besitz ergriffen und erkennt in Corey seinen Nachfolger?
Laurie, die sich hingegen von den Mächten des Bösen, aber auch ihrer Angst nicht mehr vereinnahmen lässt, muss sich schlieslich nochmal gegen Michael in einem finalen Showdown stellen. Doch ist es überhaupt möglich, das personifizierte Böse für alle Zeiten auszulöschen?
Ein Ticken besser als der Vorgänger
Mit dem Film selbst ist aus meiner Sicht David Gordon Green in kleinen Teilen eine Wiedergutmachung zum eher missratenen Halloween Kills gelungen. Dennoch hat auch Halloween Ends mit deutlichen Schwächen zu kämpfen. Diese sind mit einem eher nervtötenden Humor und vor allem einer eher irreführenden Fokussierung auf zu lange Dialoge begründbar. Statt mehr Screentime für Michael setzt man stattdessen auf einzelne Sentimentalitäten, die diesem finalen Teil den Rest geben. Viel zu lange muss man dafür dann auf die Rückkehr von Myers warten. Fans von psychologischen Familiendramen hingegen, werden hierbei zwischenzeitlich zumindest bestens mit wehleidigen Dialogen bedient. Blöd nur, dass genau deshalb dann eben die Spannungs- und Horrorelemente vernachlässigt werden. Kurze Spannungsmomente, die sich dann auch mal endlich um Michael drehen, werden jedenfalls selten aufrechterhalten und stattdessen mit einem Handlungsstrang versehen, der eher einer Liebesgeschichte als einem Horrorfilm gleicht.
Positiv anzumerken ist hier dann zwar, dass man den plakativ gezeichneten Figuren des Vorgängers einen Schritt voraus ist, aber diesmal zu viel des Guten auf die einzelnen Probleme der Charaktere eingegangen wird. Diese lassen den mitreissend in Szene gesetzten Showdown zwischen Laurie und Michael eher für sich alleine stehen. Im Vergleich zu Halloween Kills nimmt dieser letzte Teil auch für einen Film, der sich als Finale versteht, zu viel Tempo heraus. All das, was Halloween Kills jedenfalls in einer überdrehten inszenierten Schlachtbank auftischt, macht Halloween Ends somit zwar anders, aber nicht unbedingt besser.
Jamie Lee Curtis rettet Halloween Ends
Neben den altvertrauten Darstellern Jamie Lee Curtis und Nick Castle sind jedenfalls auch Andi Matichak, Kyle Richards, Will Patton und Omar Dorsey, die bereits in den beiden Vorgängerfilmen mitgewirkt haben, mit am Start. Der im deutschsprachigen Raum noch nicht ganz so bekannte Rohan Campbell vervollständigt auserdem den Cast. Schauspielerisch überzeugen dann vor allem Jamie Lee Curtis in all ihrer dargestellten Abgebrühtheit sowie Andi Matichak und Rohan Campbell als ungleiches Liebespaar. Innerhalb dieser Liebesgeschichte zwischen Corey und Allyson geht man dann zwar auch mal etwas in die Tiefe und bekommt ein paar interessante Versuche einer Charakterstudie präsentiert. Allerdings erweckt das eher den Anschein einer zu lang geschlagenen Brücke zum eigentlichen Showdown.
Tolle Kameraführungen und lachhafte Jump Scares
Filmisch gelingt Michael Simmonds eine ruhige Kameraführung, die auch den ein oder anderen Gore-Effekt bereithält. Schlussendlich haben sich die Macher auch manchmal für entschärfende Schnitte entschieden, die zumindest in dem Fall den hin und wieder auftauchenden dramaturgischen Spannungsmomenten positiv entgegentreten. Davon abgesehen gibt es natürlich auch ein paar lachhafte Jump Scares. Diese laufen, wie bei vielen aktuellen Horrorfilmen, nach dem gleichen einfältigen Muster ab. Die u.a. von John Carpenter eingespielte Filmmusik, die sich auf das klassische Halloween-Thema bezieht, hätte man hingegen nach meinem Geschmack ruhig etwas öfter einsetzen dürfen.
Mein Fazit zu Halloween Ends
Halloween Ends versucht im direkten Vergleich zum sehr aufgewühlten Vorgänger, einen etwas harmonischeren Kompromiss zu schaffen. Er verliert sich dabei meines Erachtens zu sehr in sentimentalen Dialogen und einem eher fehl platzierten Humor. Der Film braucht zudem auch zu viel Zeit, um endlich Michael Myers mehr Raum zu geben und den Fokus voll und ganz auf ihn zu richten. Da wird dann einfach mal dem eingeführten neuen Handlungsstrang zu viel Beachtung geschenkt, so dass Fans der Reihe zwischenzeitlich vielleicht mal das Gefühl haben könnten, gar keinen Halloween-Film zu sehen. Der Showdown überzeugt dafür aber umso mehr und endet auch endlich in einer gnadenlosen Beerdigung eines viel zu langen Film-Franchises, das Fans der Reihe durchaus spalten könnte.
Mein Fazit zur gesamten Trilogie
Am Ende hinterlässt David Gordon Greens Trilogie für mich einen eher faden Beigeschmack mit drei stilistisch zu unterschiedlichen Filmen, die keine so richtige Einheit miteinander bilden wollen. Das was Halloween (2018) losgetreten hat, lässt zwar im Kern einen gut gewillten modernen und atmosphärischen Versuch erkennen. Dieser ufert allerdings in einer zu oberflächlich angelegten Fortsetzung aus und führt schliesslich zu einem finalen Teil, der sich zu sehr in seinen inhaltlichen Schwerpunkten verrennt und einzig im Showdown das grösste Potential mit originellen Halloween-Charme und Gänsehautfeeling erzeugen kann. Schade also, dass die Trilogie in ihrer Gesamtheit die Zugehörigkeit zu John Carpenters Originalfilm grösstenteils vermissen lässt und das wo man doch immer wieder versucht den Bogen zu genau diesem Film schlagen zu wollen, aber dessen unnachahmlicher Seele am Ende nie das Messer reicht.
Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf gutefrage. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal.
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