Dungeons and Dragons (D&D) ist DAS Pen & Paper-Spiel schlechthin. Spätestens seit The Big Bang Theory oder auch Stranger Things kennt jeder das Kultspiel aus den 80ern. Drei Versuche gab es, dieses Spiel auf die Leinwand zu bringen. Diese wurden von der Fangemeinde zerrissen. Ich kenne weder das Spiel noch habe ich die drei Filme geschaut. Dementsprechend war ich gespannt, wie Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben schlussendlich sein wird.
Von «Quest» zu «Quest» ins Abenteuer
Die Storyline ist ziemlich simpel. Als der Barde Edgin Darvis durch einen Angriff der roten Magier seine Frau verliert, steht er mit seinem neugeborenen Mädchen alleine da. Mit der Zeit bildet sich um die Beiden eine Gruppe von Dieben. Gemeinsam mit der Barbarin Holga, dem Dieb Forge und dem jungen Zauberer Simon ziehen sie umher. Die Gruppe trennte sich bei einem fehlgeschlagenen Einbruch. Als Holga und Edgin nach zwei Jahren, mehr oder weniger legal, aus dem Gefängnis kommen, geben sie alles daran, Edgins Tochter wieder zu finden. Dabei will er lernen, wie er ein besserer Vater wird. Um diese Aufgabe zu lösen, beginnen die beiden, ihre alte Gruppe wieder aufzustellen und gewinnen neue Gefährten. Während die neue Gruppe also von «Quest» zu «Quest» reist, gibt es im Hintergrund eine untergegangene Macht, welche langsam wieder an Kraft gewinnt….
Perfekter Cast mit fehlender Tiefe
Der Cast, welcher sich aus bekannten Gesichtern, wie unter anderem Chris Pine, Justice Smith, Hugh Grant oder Michelle Rodriguez zusammensetzt, passt perfekt zu den gespielten Rollen. Man merkt, wie gut die Chemie zwischen den Schauspielern, aber auch den Figuren harmoniert. Als Zentrum des Filmes brilliert Chris Pine mit einem One-Liner nach dem anderen. Diese wirken jedoch kaum aufgesetzt. Der Fakt, dass er das einzige nicht magische Lebewesen in der Gruppe ist, kaschiert er einerseits mit seinem Verstand, aber vor allem mit seinem Humor. Auch die anderen Figuren gefallen mir sehr. Michelle Rodriguez, die man vor allem aus den The Fast and the Furious-Filmen kennt, zeigt in diesem Film eine zum Teil eher emotionale und erwachsene Seite. Wie bei Pine funktioniert ihre Figur gut und man lernt auch einiges über ihre Vergangenheit sowie den einen oder anderen Liebhaber kennen.
Hugh Grant kennen die meisten wahrscheinlich aus kitschigen romantischen Komödien aus den 90er und 00er-Jahren. Ihn hier als Gegner zu sehen, zeigt, dass er dies mit einem gewissen Charme sehr gut kann. Ausser diesen drei, sehen wir aber nicht viel mehr über die anderen Figuren. Unsere Helden Chris Pine, Michelle Rodriguez, Justice Smith und Sophia Lillis funktionieren im Team perfekt. Die Harmonie passt, die Witze sitzen und kommen am Laufmeter. Die Unterschiede jedes Einzelnen macht die Gruppe sehr harmonisch, aber auch verspielt. Jedoch beginnt man keine Bindung aufzubauen zu den einzelnen Leuten, da sie keine Tiefe besitzen. Dies fällt zum Glück nicht auf. Der Unterhaltungsfaktor des Filmes macht dies wieder wett.
Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben unterhält mit viel Fantasy-Momenten
Wer den Film im Heimkino, auf der Leinwand oder auf DVD schauen will, soll kein grossartiger Fantasy Epos à la Der Herr der Ringe erwarten. Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben ist ein einfacher, sehr unterhaltsamer, witziger Film mit passenden Effekten und sehr schönen Landschaftsbildern. Die Vielfältigkeit des Spieles hat man grossartig auf die Leinwand gebracht und mit einem leichten selbstironischen Humor und grandiosen Witzen geschmückt. Der Film soll Unterhalten und dies tut er. Jeder, der viel Action und vielseitige Charaktere erwartet, ist hier falsch.
Die Musik passt gut zum Film. Lorne Balfe, ein Komponist aus Hans Zimmers Studio, hat hier schöne idyllische Abenteuermusik geliefert, welche sich gut in die Szenerie einfügt. Alles in allem gefällt mir das sehr gut und man verliert sich zum Teil auch in der Landschaft, den Wäldern oder den Höhlen, die zum grossen Teil aus GCI bestehen, aber nicht unpassend erscheinen. Schöne weite Landschaftsaufnahmen und verspielte Kamerafahrten halten die Spannung im Film aufrecht und so entwickelt sich ein Film, der jegliches Klischee der Fantasy-Welt erfüllt, aber dies bewusst umsetzt und nutzt.
Vorwissen ist nicht nötig
D&D ist eines der ersten und bekanntesten Pen-&-Paper-Spiele, die es gibt. Es ist vor allem bei «Nerds» beliebt. Muss man also all die verschiedenen Figuren und Welten kennen, um den Film zu verstehen? Nein, definitiv nicht. Der Film nimmt einen mit und taucht mit uns ein in eine geheimnisvolle Welt, in der ja nicht alles erklärt wird, aber man fühlt sich trotzdem sehr schnell wohl und angekommen. Für Fans des Gesellschaftsspiels gibt es natürlich tolle und viele witzige Easter Eggs, Figuren, Namen oder viele Begriffe sollte eingefleischten Fans natürlich aufhorchen lassen, aber mehr auch wieder nicht.
Die Diversität und Wokeness, die in vielen Filmen und Netflix-Remakes in letzter Zeit so daherkommen, wirken in diesem Film sehr natürlich und nicht aufgesetzt. Dieses harmonische Zusammenspiel geniesst man, ohne zu hinterfragen, und so sollte doch jeder Film sein. Dungeons & Dragons ist ein nicht allzu ernst nehmender Film, der trotzdem viele ernste Züge und Fragen aufweist. Mit viel Witz und ein wenig Selbstironie ist Dungeons & Dragons ein schönes Familien Abenteuer. Der Humor im Film kann man mit The Sucide Squad aber auch mit dem letzten Jahr ins Kino gekommenen Bullet Train vergleichen. Nicht ganz so blutrünstig, aber trotzdem das gewisse makabere Etwas. Viele betiteln es als Trash, ich hingegen liebe es. Man könnte also sagen, es ist eine Mischung aus Bullet Train und Der Herr der Ringe.
Mein Fazit zu Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben
Abschliessend kann man sagen, dass der Film sehr unterhaltsam und grossartig ist. Überraschende Gesangseinlagen oder Cameo-Auftritte verleihen dem Streifen immer wieder unerwartete Momente. Die Sprüche, die zwischen den einzelnen Charakteren hin und her preschen, sind präzise platziert und mit leichter Selbstironie betont. Wie oben erwähnt, wollten die Regisseure John Francis Daley und Jonathan Goldstein keinen tiefgründigen und brutalen Fantasy-Epos, sondern einen humoristischer, leichten Familienfilm produzieren. Einzig etwas ist schade: Die Ausgangslage für einen herrlichen und bösartigen Rivalen ist nicht genutzt worden. Der Bösewicht bzw. die Bösewichte haben keine Tiefe und keinen grossartigen Nutzen. Dennoch war der Film sehr mitreisend und ich habe im Kino schon lange nicht mehr so sehr gelacht. Obwohl der Film nicht direkt auf eine Fortsetzung abzielt, überlegen sich Paramount und Co. bereits, weitere Filme aus dem D&D-Universum zu realisieren. Gemäss Regisseur Goldstein gäbe es genügend Stoff, wie er Comicbok.com erzählte. Zudem würde sich das Franchise auch gut auf dem neuen Streaming-Anbieter Paramount+ machen.
Kommentar schreiben