Am 23. Mai 2024 erobert der lasagne-liebende Kater Garfield erneut die Schweizer Kinoleinwände mit Garfield – Eine extra Portion Abenteuer. Der Film hat keine Verbindung zu den Garfield-Mischfilmen von 2004 und 2006, und ist vollständig im Stil der Comics animiert. Passenderweise wurde die Regiearbeit von Mark Dindal übernommen, einem ehemaligen Disneystudio-Mitarbeiter, der vor allem für seine Regiearbeit bei Ein Königreich für ein Lama bekannt ist. Ähnlich humorvoll ist auch Garfields neustes Abenteuer, in dem er nicht nur charakterlich neue Seiten an sich entdeckt, sondern auch sprachlich: Speziell für die Schweiz wurde der Film nämlich auf Schweizerdeutsch synchronisiert. Kann Garfields Charme in dieser neuen Version die Herzen der Zuschauer genauso erobern wie einst im Comic?
Verschollener Vater Vic
Für den faulen und Montage hassenden Kater Garfield könnte das Leben nicht besser sein. Er verbringt seine Tage bei Jon damit, seine stündliche Fressstunde abzuhalten, seinen Hundefreund Odie rumzukommandieren und «Catflix» zu schauen. Doch eines Nachts wird diese Idylle jäh unterbrochen, als Garfield und Odie von zwei unbekannten Hunden entführt und gefangen genommen werden. Während sie versuchen zu fliehen, taucht eine mysteriöse Gestalt auf, die sie aus ihrer Gefangenschaft befreit. Zu Garfields großer Überraschung stellt sich heraus, dass dieser Retter niemand anderes als sein verschollener Vater Vic ist. Garfield und Odie sind zunächst misstrauisch, doch bald erfahren sie, dass Vic auf der Flucht vor einer alten Bekannten ist – der gefährlichen Perserkatze Jinx.
Jinx hat mit Vic nämlich noch eine offene Rechnung zu begleichen – und der Preis, den sie dafür verlangt, ist hoch: einen Liter Milch für jeden Tag, den sie vor vielen Jahren durch einen Fehler von Vic im Tierheim verbringen musste. Zu Garfields Entsetzen zieht Jinx ihn mit Odie in die ganze Angelegenheit mit hinein. Garfield und Odie haben deshalb keine andere Wahl als Vic bei der Begleichung seiner Schulden gegenüber Jinx zu helfen. Diese Misere schürt Garfields ohnehin schon vorhandene Abneigung gegen seinen Vater, jedoch folgen Garfield und Odie ihm schliesslich in Richtung einer Milchfarm, die es auszurauben gilt. Bei diesem Raubzug steht jedoch mehr auf dem Spiel, als die drei zunächst dachten.
Familiäre und sportliche Hürden
Nebst diesem Raubzug steht vorallem die Vater-Sohn-Beziehung zwischen Garfield und Vic im Mittelpunkt. Garfield – Eine extra Portion Abenteuer folgt dem aktuellen Trend in Animationsfilmen: Statt den Fokus auf die Dynamik zwischen Protagonist und Antagonist zu legen, werden familiäre Traumata aufgearbeitet. Vic und Garfield können nämlich unterschiedlicher nicht sein (abgesehen von ihrem korpulenten und orangenen Erscheinungsbild). Während Vic eine taffe und fitte Strassenkatze ist, kann Garfield sich nichts Schlimmeres vorstellen, als sich draußen die Pfoten schmutzig zu machen. Doch im Laufe der gemeinsamen Herausforderungen – für Garfield vor allem sportlicher Natur – entstehen Momente des Verständnisses, die es ihnen ermöglichen, ihre Differenzen zu überwinden.
Eine Extra Portion Humor
Garfield – Eine extra Portion Abenteuer fühlt sich wie eine längere Version eines Garfield-Comic Strips an: banale Handlung, jedoch sehr humorvoll. Zu Beginn schwächelt der Film etwas (abgesehen vom süssen Rückblick in Garfield’s Kätzchenzeit) und enthält den einen oder anderen «cringy» Moment. Als Zuschauer fühlt man sich wie Garfield während der Entführung – widerwillig und wenig begeistert von dem, was vor einem liegt. Doch der Film nimmt dann ordentlich an Fahrt auf. Handlungstechnisch ist Garfield – Eine extra Portion Abenteuer vergleichbar mit der Fortsetzung von Chicken Run, da beide humorvolle Heist-Filme sind.
Für mich war dieses Genre in Garfield – Eine extra Portion Abenteuer jedoch deutlich unterhaltsamer umgesetzt. Besonders die Vorbereitung auf den Überfall der Milchfarm erhält durch einen ehemaligen Farm-«Mitarbeiter» , einem Stier namens Otto, einen humorvollen Anstrich. Obwohl die Geschichte relativ vorhersehbar ist, empfand ich dies nicht als störend, da der Film mit seinem visuellen Humor und seinen witzigen Dialogen bei mir mehrmals für Lacher sorgte. Einige Witze sind eher an ein jüngeres Publikum gerichtet und dementsprechend wirkt der Humor an manchen Stellen etwas flach. Über diese Momente kann man jedoch hinwegsehen.
Garfield – Eine extra Portion Abenteuer bietet emotionale Tiefe
Garfield – Eine extra Portion Abenteuer ist aber nicht nur eine Komödie, sondern überrascht auch mit einigen tief emotionalen Momenten. Diese entstehen vorallem durch die Beziehung von Garfield zu seinem Vater Vic und ihrer gemeinsamen Aufarbeitung ihrer Vergangenheit. Besonders die Rückblicke zu Garfields Zeit als Kätzchen und den Schwierigkeiten, mit denen sein Vater zu kämpfen hatte, sind optisch sowie storytechnisch liebevoll gestaltet.
Visuelle Sprache
Optisch gelingt es dem Film hervorragend, die Comics von Jim Davis zum Leben zu erwecken. Die Animation wurde vom Animationsstudio DNEG Animation übernommen, das vorallem für seine vielfach gelobte Arbeit am Film Nimona bekannt ist. Im Animationsstil für Garfield – Eine extra Portion Abenteuer nutzt das Studio gewöhnliche 3D-Animation, scheint aber die Modelle noch mit 2D-artigen Elementen anzureichern, um einen möglichst comicähnlichen Stil zu erreichen. Die neu eingeführten Charakterdesigns für Figuren, die in den Comics nicht vorkommen, integrieren sich nahtlos in das Garfield-Universum und bestechen durch ihre witzige Gestaltung. Im Bezug auf Garfield’s Vater Vic hätte das Animationsteam die Comic-Vorlage mit grauem Fell und Brille gehabt; das Design im Film orientiert sich jedoch an Garfields Fellfarbe und Körperbau, sodass die familiäre Ähnlichkeit deutlicher hervorsticht.
Schweizerdeutsche Synchro
Selten kommt es vor, dass man einen Film aus dem Ausland auf Schweizerdeutsch schauen kann. Genauer gesagt kam dies das letzte Mal vor 22 Jahren beim US-amerikanischen Animationsfilm Stuart Little 2 vor. Dies wurde im Falle von Garfield – Eine extra Portion Abenteuer wieder umgesetzt. Somit wird der Film in der Schweiz eigentlich unter dem Titel Garfield – De Film vermarktet. Im englischen Original strotzt die Synchronisation nur so vor Hollywood-Stars: Chris Pratt spricht Garfield und Samuel L. Jackson leiht Vater Vic seine Stimme. Weitere Sprechrollen haben unter anderem Nicholas Hoult und Cecily Strong übernommen.
Der schweizerdeutsche Cast setzt sich aus einem Mix von Comedians und Schauspielern zusammen: Gabriel Vetter synchronisierte Garfield, und Vic wurde von Andrea Zogg gesprochen; eine Nebenrolle übernahm unter anderem Fabian Unteregger. Überraschenderweise gefiel mir die schweizerdeutsche Synchronisation extrem gut, obwohl ich Filme meistens im Originalton bevorzuge. Besonders hervorragend war für mich die Sprecharbeit von Rudolf Ruch, der dem vorhin erwähnten Stier Otto seine brummige Stimme lieh. Rudolf Ruch war auch verantwortlich für die Erstellung des schweizerdeutschen Dialogbuches des Films. An einigen Stellen empfand ich jedoch die Formulierungen als etwas «zu hochdeutsch», aber insgesamt fühlte sich die schweizerdeutsche Version sehr natürlich an.
Fazit zu Garfield – Eine extra Portion Abenteuer
Entgegen einiger Kritiken zu Garfield – Eine extra Portion Abenteuer würde ich ihn als sehr gelungen bezeichnen. Ihn anzuschauen machte extrem viel Spass, vorallem in der schweizerdeutschen Version. Insgesamt fängt der Film die Essenz von Garfield und seinen Liebsten ein; Fans der Comics kommen so auf ihre Kosten. Garfields verfressener und fauler Charakter und sein trockener Humor wurden beibehalten, gleichzeitig aber auch weiterentwickelt: Wer nämlich Garfield mal akrobatisch erleben möchte, sollte sich den Film anschauen.
Garfield – Eine extra Portion Abenteuer eignet sich gut für den Wunsch nach einem etwas harmloserem Film, der aber trotzdem viel Witz und Tiefgang vorweist. Die dazu erfundenen Nebenfiguren sind optisch und charakterlich durchdacht, und bereichern die altbekannten Comicfiguren mit ihrer Art. Garfields Beziehung zu seinem Vater spricht Themen wie familiäre Liebe und das schwere Leben auf der Strasse an; Stier Otto kitzelt derweil etwas Disziplin aus Garfield heraus. Insgesamt ist es ein unterhaltsamer Familienfilm, der ein wohliges Gefühl hinterlässt.
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