Damson Idris und Anthony Mackie in Outside the Wire

Outside the Wire ist Netflix‘ neuer Actionfilm – Viel Krieg, wenig Handlung

Der Film Outside the Wire erzählt in ansprechender Science-Fiction-Manier die Geschehnisse in einem Kriegsgebiet. Seit Kurzem ist der Actionfilm bei Netflix zu sehen. Dort eroberte der Streifen schon nach kurzer Zeit den schweizweiten Spitzenplatz unter den Streaming-Angeboten. Ist diese Platzierung gerechtfertigt oder profitiert Outside the Wire doch nur von seinem momentanen Hype?

Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält leichte Spoiler zum Film.

Die Ukraine als Kriegsschauplatz der Zukunft

Wir schreiben das Jahr 2036. Grosse Teile der Ukraine befinden sich in einem erbitterten, blutigen Bürgerkrieg. Eine militärisch ausgerüstete Organisation, angeführt vom Kriegsverbrecher Victor Koval, setzt sich für eine Wiedervereinigung des Landes mit Russland ein. Hierzu will sie Atomsprengköpfe unter ihre Kontrolle bringen und die dafür benötigten Aktivierungscodes sicherstellen. Ihr entgegen stellt sich eine Rebellenallianz, die ebenfalls über militärische Waffen verfügt und das umkämpfte Gebiet der Ukraine mit aller Kraft zu verteidigen versucht. Da sich die Situation in der Ukraine zuspitzt und die Gefahr eines Atomangriffs auf verschiedene Länder stetig zunimmt, entsendet die USA ihre Truppen in das Krisengebiet.

Outside the Wire
Im Krieg werden seit Kurzem auch Roboter eingesetzt. | Bild: Jonathan Prime / Netflix

Die amerikanische Armee steht nun zwischen den Rebellen und den fanatischen Unterstützern Victor Kovals. Um den Frieden in der Ukraine wiederherzustellen, setzen die US-Truppen schon bald verschiedene Roboter in den Gefechten ein. Auch Aufklärungsflüge und sogar Angriffe mittels Drohnen sind mittlerweile an der Tagesordnung. Solche Drohnen steuert auch der Soldat Thomas Harp. Er ist noch jung, überzeugt seine Vorgesetzten aber durch seine hohe Intelligenz und seinen sehr berechnenden Charakter. Doch sein analytisches Denken bringt Harp in eine schwierige Situation. Durch eine Drohne beobachtet er das Gefecht zwischen US-Marines und einer Gruppe Rebellen. Um seine Leute zu retten, zündet er einen vernichtenden Raketenkörper. Durch diese Aktion kann er 38 Marines retten, tötet aber zwei Soldaten der amerikanischen Truppen. Harp ist sich keines Fehlers bewusst, doch als Reaktion auf diese umstrittene Aktion wird er in den Ausseneinsatz in die Ukraine entsandt.

Captain Leo, der Cyborg-Soldat

Im Kriegsgebiet angekommen, untersteht Harp nun Captain Leo. Dieser hat Harp, gemäss eigener Aussage, eigens für diese Position ausgewählt. Sieht er in dem jungen Soldaten ein gewisses Potenzial? Jedenfalls wird Harp eines schnell klar: Leo ist kein normaler Mensch. Ähnlich wie die Kampfroboter der Amerikaner scheint der Captain in Wahrheit eine Maschine zu sein. Und tatsächlich bestätigt Leo, dass es sich bei ihm um den Prototyp eines Cyborg-Soldaten handelt. Nach anfänglichen, zwischenmenschlichen Schwierigkeiten begeben sich die beiden auf ihre gefährliche Mission. Sie sollen an eine Kolonie der Rebellen einen wichtigen Impfstoff liefern. Die Amerikaner erhoffen sich dadurch deren Unterstützung im Kampf gegen Victor Koval und seine Schergen.

Anthony Mackie in Outside the Wire
Captain Leo ist ein Cyborg. | Bild: Jonathan Prime / Netflix

Der Kriegsverbrecher macht sich derweilen an die Eroberung der Silos, in denen die Atomsprengköpfe seit dem letzten Krieg verborgen sind. Zudem gelingt es ihm, wie später auch Harp und Leo, den Aufenthaltsort der Aktivierungscodes in Erfahrung zu bringen. Die beiden amerikanischen Soldaten jagen Koval nun durch die Stadt. Doch schon bald wird Harp klar, dass er sich vielleicht in seinem Captain getäuscht hat. Steht der Cyborg Leo tatsächlich auf der Seite der Amerikaner oder verfolgt er mittlerweile einen eigenen, teuflischen Plan?

Eher ein langweiliger Kriegsfilm, als ein spannender Actionfilm

Outside The Wire wird von Netflix als Actionfilm bezichtigt, allerdings hat der Streifen viel mehr Ähnlichkeit mit einem Kriegsfilm. Zumindest gewinnen die zahlreichen Gefechte und Strassenschlachten gegenüber klassischen Actionfilm-Inhalten klar die Überhand. Diese Schiessereien sind zwar unterhaltsam, jedoch nur aufgrund des Einsatzes von Roboter-Soldaten und den Kampfbeteiligungen durch Captain Leo. Ansonsten sind diese actionreichen Szenen sehr einfach gehalten und überzeugen nicht gerade durch Innovation.

Dieses Fehlen an interessanten Faktoren bekommt auch die Story selbst zu spüren. Der fiktive Krieg in der Ukraine wird zwar erklärt und zumindest wird der Versuch einer Begründung unternommen. Trotzdem läuft es am Ende auf die Jagd nach Atomwaffen hinaus, wie sie aus bereits viel zu vielen Action- und Kriegsfilmen bekannt ist. Der Plot-Twist, der gegen Ende des Streifens in die Handlung eingeführt wird, ist ebenfalls nur ein Versuch, diese zu retten und konnte mich nicht überzeugen. Die erzwungene Moral des Films geht dann schlussendlich vollkommen schief.

Damson Idris und Anthony Mackie in Outside the Wire
Harp und Leo auf dem Weg in den Krieg. | Bild: Jonathan Prime / Netflix

Positiv zu nennen sind aber die diversen Science-Fiction-Elemente in Outside the Wire. Besonders die Roboter-Soldaten haben hier überzeugt. Natürlich steht auch der Cyborg Leo im Zentrum des Films. Die Animation seines maschinellen Körpers ist leider nicht besonders einfallsreich, trotzdem erfüllt sie ihren Zweck. Ich persönlich hätte mir noch ein wenig mehr Science-Fiction gewünscht, um das Fehlen einer überzeugenden Story zu kompensieren.

Captain Leo, der von Anthony Mackie gespielt wird, ist zeitgleich auch der überzeugendste und spannendste Charakter. Mackie dürfte einigen von uns aus den Serien Altered Carbon und Black Mirror oder auch aus den Avengers-Filmen bekannt sein. Ergänzt wird der Cast durch Damson Idris in der Hauptrolle als Thomas Harp. Seine Darbietung glänzt nicht besonders und steht eher im Schatten von Anthony Mackie, dennoch macht er seine Sache gut. Ebenfalls überzeugen kann der Schauspieler Michael Kelly in der Rolle des Colonel Eckhart, der Harp das Leben schwer macht. Kelly ist besonders durch die Serie House of Cards der breiten Masse bekannt geworden.

Outside the Wire überzeugt nur mässig

Outside the Wire hat mich leider nur zum Teil überzeugt und unterhalten. Bereits in der Vergangenheit konnten nur wenige Netflix-Produktionen mit dem Niveau von Hollywood-Produktionen mithalten. Mit Outside the Wire reiht sich nun ein weiterer Film in dieses System ein. Trotzdem bietet der Film einige positive und spannende Aspekte. Daher war ich nicht übermässig enttäuscht und wer keine Ahnung hat, was er oder sie sich bei Netflix als nächstes ansehen soll, könnte einen Blick in Richtung Outside the Wire riskieren.