Seit Anfang Mai läuft The Marksman – Der Scharfschütze in den Schweizer Kinos! Nach langem Warten dürfen wir – zumindest in unserer Region – einen neuen Action-Thriller mit Liam Neeson geniessen. Vor knapp einem Jahr bin ich, im Rahmen des Zurich Film Festivals, das letzte Mal im Kino gesessen. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an diesen Film. Doch wurden Sie erfüllt?
Wenn ein Rancher zum Retter wird
Der ehemalige Marine-Scharfschütze Jim Hanson lebt als Rancher im US-mexikanischen Grenzgebiet Arizonas. Seine Frau ist vor einem Jahr an Krebs gestorben und er gerät zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. Nicht überraschend droht ihm die Zwangsversteigerung der Ranch durch die Bank. Gleichzeitig flüchten in Mexiko Rosa und ihr kleiner Sohn vor gefährlichen Kartellmitgliedern, angeführt von Drogenboss Mauricio. Rosas Onkel geriet in Schwierigkeiten und konnte die kleine Familie gerade noch vor den Gangstern warnen. Bei ihrer Flucht über den Grenzzaun der USA treffen sie auf Jim und bitten ihn um Hilfe. Noch bevor dieser reagieren kann, tauchen die Kartellmitglieder auf und es kommt zum Schusswechsel. Dabei tötet Jim einen der Gangster und kann mit Rosa und Miguel fliehen.
Allerdings wurde auch Rosa getroffen. In den letzten Atemzügen bittet sie Jim, ihren Sohn zu ihrer Cousine nach Chicago zu bringen. So machen sich der abgehalfterte Ex-Soldat und Miguel auf den langen und beschwerlichen Weg. Allerdings ist ihnen die mexikanischen Bande dicht auf den Fersen. Mauricio geht über Leichen, um Jim und Miguel in die Finger zu kriegen. Schliesslich hat der pensionierte Scharfschütze beim vorherigen Schusswechsel seinen Bruder erwischt. So sinnt Mauricio nun auf Rache. Möge das Katz-und-Maus-Spiel beginnen…
Eine tolle Geschichte mit ein paar Stolpersteinen
Der Streifen ist durchgehend spannend und mit einer Laufzeit von 108 Minuten kurzweilig geraten. Als Zuschauer fiebert man mit den beiden Gejagten mit. An manchen Stellen ist er jedoch ein bisschen vorhersehbar. Dementsprechend verhalten sich auch einige Figuren dämlich und als Zuschauer fragt man sich, wieso dass dies so umgesetzt wurde. Da ich hier nicht spoilern will, liste ich keine konkreten Beispiele auf. Die Kampf- und Schussszenen sind hingegen gut choreografiert und sorgen für ein tolles Kino-Feeling. Allerdings gibt es ein paar Actionszenen, die ziemlich unrealistisch aussehen und den Streifen ins Lächerliche ziehen.
The Marksman überzeugt mit einer schönen und nicht-aufdringlichen Kameraführung. Anders als bei Filmen wie beispielsweise Unstoppable oder Die Entführung der U-Bahn Pelham 123, wirkt sie sehr diskret. Die eingefangenen Bilder der Wüstengegend und der Gesamt-Look lassen den Streifen beinahe mit einem Western konkurrenzieren. Er erinnert auf den ersten Blick sogar an No Country for Old Men. Der von Sean Callery (bekannt für seine Arbeit an Homeland, Elementary oder Designated Survivor) komponierte, melancholische Soundtrack fügt sich wunderbar ins Gesamtpaket ein und unterstützt die Handlung.
Wenn man den Streifen mit den bisherigen Action-Filmen von Liam Neeson, wie zum Beispiel der Taken-Trilogie, Nonstop oder The Commuter vergleicht, hinkt er spürbar hinterher. So gibt es keine brutalen Szenen wie bei 96 Hours, in denen Liam Neeson seine Gegenspieler mit viel Elan verprügelt. Klar, der Hauptdarsteller ist auch nicht mehr der Jüngste und hat bereits im Januar 2021 verkündet, keine Action-Filme mehr drehen zu wollen. Daher sollte man bei The Marksman ohne Erwartungshaltung ins Kino gehen und die letzten Actioner von Neeson losgelöst sehen.
Abgesehen davon spielt Neeson den pensionierten Ex-Soldat und Neo-Rancher ausgezeichnet. Seine Bemühungen, mit dem jungen Miguel zu kommunizieren, brachten mich zum Schmunzeln. Der kleine Mexikaner wird vom Newcomer Jacob Perez verkörpert. Er liefert für sein Alter eine sehr solide Leistung ab – trotz der geringen Anzahl an Dialog. Das Schauspiel von Juan Pablo Raba (Mauricio) lässt einen das Blut in den Adern gefrieren. Obwohl der Charakter zu Beginn des Films an der Oberfläche kratzt, erfährt man am Ende doch noch etwas über ihn und seinen Antrieb.
Mein Fazit zu The Marksman
Liam Neesons neuester Streifen ist ein genre-typischer Actionfilm, der für ein ideales Kinoerlebnis sorgt und mit seiner kurzweiligen Laufzeit unterhält. Obwohl Neeson in diesem Streifen für weniger Geballer und Prügeleien sorgt, erledigt er einen soliden Job. Allerdings gibt es ein paar Momente, die für eine gewisse Unglaubwürdigkeit sorgen. Wer also nach langem Warten wieder einmal ins Kino gehen und vom Alltag abschalten möchte, ist mit dem neuesten Liam Neeson-Actioner gut bedient.
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