Ende April veröffentlichte Netflix den Horror-Thriller Things Heard & Seen. Der Film mit Amanda Seyfried in der Hauptrolle basiert auf dem Roman All Things Cease Appear von Elizabeth Brundage. Von Kritikern und auch Zuschauern erhielt der Streifen bisher überwiegend negative Rezensionen und Feedbacks. Auf IMDB erhielt Things Heard & Seen ein User-Rating von nur gerade 5,3. Kann man sich den neuen Netflix-Thriller also sparen oder bietet er vielleicht mehr, als es auf den ersten Blick scheint?
Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält leichte Spoiler zum Film
Ein Umzug mit schwerwiegenden Folgen
Manhattan, 1979. Die Kunstrestauratorin Catherine lebt gemeinsam mit ihrem Mann George und ihrer gemeinsamen Tochter in einer schönen Wohnung. Das Eheleben der beiden ist von stetigem Zwist geprägt. Nur Franny, die Tochter, scheint diese Ehe noch halbwegs zusammenhalten zu können. Da bietet sich für den Lehrer George eine vielversprechende Möglichkeit; er soll an einem College Kunstgeschichte unterrichten. Für ihn ist dies beruflich, wie auch finanziell eine grosse Chance und so zieht die dreiköpfige Familie kurzerhand nach Chosen. In dem kleinen Städtchen kennt man sich untereinander und die Neuankömmlinge werden skeptisch in Empfang genommen. Und während sich George ganz seinem neuen Job verschreibt, beginnt sich Catherine in ihrem neuen Haus unwohl zu fühlen. Die beiden Nachbarsjungen, die sich als Hilfskräfte anbieten, können sie vorerst aber von ihren Ängsten ablenken.
Bald jedoch beginnt Catherine, seltsame Dinge im Bauernhaus zu bemerken. So sieht sie merkwürdige, pulsierende Lichter durch die Zimmer schweben. Auch findet sie einen uralten Ring in der Küche sowie eine Bibel. Diese Bibel ist aber kein einfaches Gebetsbuch, denn die Geschichte und der Stammbaum der ehemaligen Bewohner des Hauses sind darin verzeichnet. Während Catherine erst neugierig die verschiedenen Namen untersucht, macht sie plötzlich eine erschreckende Entdeckung. Einige Namen sind durchgestrichen, andere mit dem Wort «verflucht» gekennzeichnet. Als dann auch noch das Mädchen Franny beginnt, seltsame Geräusche und Lichter zu sehen, stellt Catherine Nachforschungen an.
Nicht jede Geisterbeschwörung endet friedlich
Während Catherine immer mehr über ihr neues Haus und dessen schlimme Vorgeschichte erfährt, hat George ganz andere Sorgen. Als Lehrer ist er sogleich sehr beliebt, überwiegend bei seinen weiblichen Studenten. Dies ist hauptsächlich auf sein gutes Aussehen zurückzuführen. Ihn persönlich stört dies nicht, im Gegenteil. Denn schon bald beginnt er sich für die Schülerin Willis zu interessieren und setzt seine Ehe mit Catherine aufs Spiel. Doch seine Karriere könnte sich schneller als gedacht dem Ende zuwenden. Denn Rhea, Catherines neue Freundin, traut dem gutaussehenden Lehrer nicht. Hat George ein dunkles Geheimnis?
Catherine hat mittlerweile das dunkle Geheimnis rund um das Haus untersucht und ist sich sicher, dass eine geisterhafte Präsenz ihr Zuhause heimsucht. So bittet sie den Nachbar Floyd um Hilfe, der ihr anbietet, eine Seance abzuhalten. Gemeinsam mit einigen anderen Bürgern von Chosen versuchen sie also, den Geist von Catherines neuem Haus zu rufen. Doch niemand von ihnen ahnt, dass dieses Unterfangen ganz anders enden könnte, als geplant. Denn obschon sich wohl die Seele eines verstorbenen Menschen im Haus aufhält, sind deren Pläne unergründlich. Kann Catherine den Geist vertreiben oder wird sie das Opfer der unheimlichen Geschichte, unter der das Bauernhaus seit vielen Generationen zu leiden hat?
Viel zu lange Laufzeit und nur wenig Spannung in Things Heard & Seen
Mit dieser Romanverfilmung versucht Netflix, eine spannende und mysteriöse Geschichte zu erzählen. Tatsächlich bieten einige Story-Elemente viel Potenzial. So ist es beispielsweise interessant, dass sich die dramatischen Ereignisse in Chosen scheinbar immer wieder wiederholen. Dies ist nicht gleich ein Plot-Twist, doch einige Wendungen in Things Heard & Seen habe ich tatsächlich nicht kommen sehen. Somit baut sich zumindest eine gewisse Spannung auf. Leider wird diese teilweise durch die lange Laufzeit zunichte gemacht. Things Heard & Seen dauert knapp zwei Stunden und für einen Film dieser Länge passiert leider zu wenig. Hätte man die teils langweiligen oder unnötigen Szenen gekürzt und den Film somit kompakter erzählt, wäre er definitiv spannender geworden. Dennoch gibt es immer wieder spannungsgeladene Sequenzen und daher ist die Geschichte von Things Heard & Seen immerhin einigermassen unterhaltsam.
Ein grosser Pluspunkt hingegen stellt der Cast dar. Amanda Seyfried übernimmt die Hauptrolle als Catherine und liefert hier eine gute Darbietung ab. Der Zuschauer kann sich meiner Meinung nach sehr gut in ihre Figur und Position hineinversetzen und fiebert mit ihr mit. An Seyfrieds Seite spielt James Norton den Protagonisten George. Auch sein Schauspiel ist überzeugend, besonders die unsympathischen Züge seiner Figur stellt er gut dar. Der restliche Cast dient dann ausschliesslich noch zur Ergänzung. Rhea Seehorn war mir bekannt, da sie eine der Hauptrollen in der Serie Better Call Saul übernimmt. Und Natalia Dyer dürfte einigen dank ihrer Rolle in der Erfolgsserie Stranger Things bekannt sein.
Things Heard & Seen ist definitiv kein Meisterwerk
Insgesamt halten sich die positiven und negativen Aspekte von Things Heard & Seen die Waage. Einerseits gibt es immer wieder spannende Szenen und kleine Twists. Auch der Cast kann sich sehen lassen und macht seine Sache alles in allem gut. Andererseits ist Things Heard & Seen zu langfädig und somit stellen sich teils langweilige Sequenzen ein. Die Geschichte einer Familie, die in ein geisterbesetztes Haus einzieht, ist leider auch alles andere als innovativ. Somit ist Netflix hier also keinesfalls ein Meisterwerk gelungen. Die negativen Feedbacks von Zuschauern und Kritikern kann ich also nachvollziehen. Und trotzdem konnte mich der Film einigermassen unterhalten. Für ein einmaliges Streaming-Erlebnis kann man sich Things Heard & Seen also durchaus überlegen, ein weiteres Mal würde ich mir den Film aber nicht ansehen.
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