Mit Tribes of Europa erzählt Netflix die dystopische Geschichte unseres Kontinents

Tribes of Europa ist die neue Netflix-Serie, die eine futuristische Geschichte im Europa des Jahres 2074 erzählt. An der Serie waren viele deutsche und österreichische Schauspieler beteiligt. Bereits in der Vergangenheit konnten solche Produktionen, wie beispielsweise die Serie How to sell Drugs online, ihre Zuschauer begeistern. Bisher erschien von Tribes of Europa eine Staffel mit insgesamt sechs Folgen. Landet Netflix auch hier einen Hit?

Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält leichte Spoiler zur ersten Staffel der Serie.

Der schwarze Dezember bringt Tod und Zerstörung

Europa im Jahr 2074. Die Welt ist nicht mehr dieselbe, seit vor gut 25 Jahren eine globale Katastrophe die Erde heimgesucht hat. Während des sogenannten «schwarzen Dezembers» fielen sämtliche Kommunikationswege zusammen, das Internet wurde unbrauchbar und die Stromversorgung sämtlicher Länder versagte. Niemand weiss, worin dieser globale Blackout seinen Ursprung gehabt hatte, Theorien gibt es aber zur Genüge. So vermuten viele Menschen einen terroristischen Akt, andere verdächtigen eine mythische Macht hinter der Katastrophe, oder gar Ausserirdische. Doch wer oder was auch immer für den Untergang der modernen, technologisch fortgeschrittenen Welt verantwortlich war; die Menschen müssen sich nun seit vielen Jahren vollkommen neu organisieren und um ihr Leben kämpfen. Im Laufe der Zeit haben sich daher sogenannte «Tribes» gebildet. Es handelt sich hierbei um Gruppen und Organisationen, die auf ihre jeweils ganz eigene Art ihr Überleben sichern.

So entstand aus der Armee des Eurokorps der Tribe «Crimson Republic». Die Crimsons sind weiterhin militärisch organisiert und stark bewaffnet. Ihr oberstes Ziel ist die Verteidigung aller Tribes in Europa und die Bewahrung des, seit Kurzem stark bedrohten, Friedens. Den Crimsons entgegen stellt sich der Tribe der «Crows». Diese fanatischen und brutalen Menschen scheren sich nicht um den Frieden in Europa, sondern wollen den Kontinent vielmehr beherrschen. Hierfür schrecken sie nicht vor Gräueltaten zurück und festigen ihre Machtposition im ehemaligen Berlin durch die Produktion einer Droge. Für diese Produktion werden letzten Endes dann auch unzählige Sklaven eingesetzt. Neben diesen beiden grossen Tribes gibt es in ganz Europa viele weitere Gruppen. Ausserdem machen die sogenannten «Raider» die Lande unsicher. Diese Gesetzlosen überfallen und plündern immer wieder und schrecken ebenfalls nicht vor Mord zurück.

Die Origines-Geschwister in grosser Gefahr

Aus diesen zahlreichen Konflikten halten sich die Mitglieder des «Origines»-Tribes raus. Die Gruppe lebt in den Wäldern und sucht Schutz im Unterholz. Technologie jeglicher Art haben die Origines abgeschworen. Auch die drei Geschwister Liv, Kiano und Elija leben in den Wäldern beim Tribe der Origines, der von ihrem Vater geführt wird. Eines Tages befinden sich die drei auf der Jagd; Elija soll für ein Initiationsritual sein erstes Tier erlegen. Doch dann wird die Jagd urplötzlich unterbrochen, als ein abstürzendes Raumschiff die Geschwister überfliegt. Diese Technologie ist den Origines nicht bekannt, doch die Ältesten vermuten den mythischen Tribe der Atlantier hinter dem Flugobjekt. Die Atlantier sind Gerüchten zufolge die einzigen Menschen des Kontinents, die über futuristische Technik verfügen und sich daher vor den Augen aller anderen verbergen.

Entgegen dem Befehl der anderen Origines macht sich der junge Elija bald auf die Suche nach dem abgestürzten Raumschiff. Tatsächlich findet er das Wrack und zudem den schwerverletzten Piloten. Als dieser dann im Dorf der Origines verarztet wird, ereignet sich plötzlich ein folgenschwerer Angriff. Eine Gruppe Crows ist auf der Suche nach dem Atlantier und dem mysteriösen Würfel, den er bei sich trägt. Plötzlich ist somit Elija der neue Besitzer dieses sogenannten «Cubes» und er muss fortan um sein Leben fürchten. Zeitgleich wird Kiano von den Crows gefangen genommen und Liv wird scheinbar tödlich verwundet zurückgelassen.

Sklaverei, Krieg und die Suche nach der Arche

Die nächsten Tage sind für die drei, mittlerweile getrennten Geschwister, äusserst gefährlich. Elija macht auf seiner Flucht vor den Crows die Bekanntschaft mit dem schrulligen Schrottsammler Moses. Dieser hat vor allem Interesse daran, den Cube zu reparieren und schliesslich für viel Geld zu verkaufen. Elija begleitet ihn, doch insgeheim will er den Cube zur Arche der Atlantier zurückbringen. Schliesslich wird eine dunkle Bedrohung prophezeit, die aus dem Osten auf Europa zukommt und alle Menschen vernichten könnte.

Liv ihrerseits kommt auf Umwegen in die Basis des Crimson-Tribes, wo sie den Soldaten David kennen lernt. Gemeinsam mit der militärischen Kraft der Crimsons und einer gefangenen Crow-Kriegerin will das Mädchen ihre Familie aus dem ehemaligen Berlin befreien. Kiano und sein Vater sind derweilen in der Crow-Fabrik gefangen und kämpfen täglich um ihr Überleben. Als sich dem Jungen eine Chance bietet, steigt er in der Rangordnung der Sklaven auf. Dies jedoch bringt ihn gefährlich nahe an die ranghohe Crow-Lord Varvara heran, die ihre ganz eigenen Pläne mit dem Jungen hat. Werden es die drei Geschwister des Origines-Tribes schaffen, sich wiederzufinden und die unbekannte Bedrohung aus dem Osten aufzuhalten?

Tribes of Europa überzeugt besonders durch den Cast

Mit Tribes of Europa erzählt uns Netflix eine spannende Geschichte aus der Zukunft. Mit gefiel die Idee der unterschiedlichen Tribes sehr gut. Das Konzept erinnert stark an andere dystopische Filme und Serien wie beispielsweise den Mad Max-Filmen oder auch der Serie The Walking Dead. Trotzdem trumpft die Serie auch mit diversen Neuheiten auf und bietet des Weiteren viele Highlights innerhalb des Casts und den Kulissen. Viele Schauspieler stammen aus Deutschland, dazu gesellen sich einige aus Österreich oder auch Rumänien.

Die drei Hauptprotagonisten Liv, Kiano und Elija werden von Henriette Confurius, Emilio Sakraya und David Ali Rashed gespielt. Sie alle machen ihre Sache sehr gut. Ganz besonders überzeugt hat mich Henriette Confurius. Sie spielt die mutige Liv überaus überzeugend und erinnert an ähnliche Charaktere wie zum Beispiel Katniss Everdeen aus Tribute von Panem. Emilio Sakraya kann ganz besonders in emotionalen Szenen punkten, wovon sein Charakter Kiano nicht gerade wenige durchstehen muss. Elija ist der Jüngste der Geschwister, doch auch David Ali Rashed spielt trotz seines jungen Alters gekonnt und glaubhaft.

Ein weiteres Highlight innerhalb des Casts war für mich die rumänische Schauspielerin Ana Ularu in der Rolle der Crow-Kriegerin Grieta. Ularu hatte mich zuletzt ganz besonders im Film Inferno überzeugt und findet auch in Tribes of Europa ein weiteres Mal in die Rolle der bösen Antagonistin hinein. Nicht zuletzt war dann aber das Schauspiel von Oliver Masucci in der Rolle des Schrottsammlers Moses ein wahrer Augenschmaus. Moses mauserte sich für mich innerhalb weniger Augenblicke zu meinem absoluten Lieblingscharakter. Dies hat auch mit seinem Kostüm und fahrbaren Untersatz zu tun. Hier sind wir nun bei den Kulissen und Kostümen angelangt, die allesamt mit viel Liebe zum Detail gestaltet sind. Leider spielen die ersten paar Folgen von Tribes of Europa alle fast ausschliesslich in einem Wald, weshalb sich der Zuschauer gedulden muss, bis er dann das zerstörte Europa tatsächlich zu Gesicht bekommt. Das Warten lohnt sich aber durchaus.

In Tribes of Europa fehlt es an Innovation

Insgesamt macht Tribes of Europa Spass, wobei aber auch einige negative Aspekte ins Auge fallen. So sind weder das dystopische Setting, noch die Story der Serie wirklich innovativ und originell. Schlussendlich läuft alles auf einen mysteriösen Gegenstand hinaus, um den sich so gut wie alle Charaktere der Serie streiten. Solche Konzepte gibt es natürlich schon zur Genüge und gäbe es den Cube nicht, gäbe es keine Handlung. Dieses kleine Manko macht Tribes of Europa aber mit einer Verschachtelung der Ereignisse wett. Mir gefiel es, dass die Geschwister Liv, Kiano und Elija getrennt werden und fortan ihre eigenen Abenteuer erleben. Auch sind diese Abenteuer sehr verschiedener Art, hängen schlussendlich aber trotzdem zusammen. Somit erhält der Zuschauer ein stimmiges Gesamtbild der ständigen Gefahr, in der sich Europa befindet.

Tribes of Europa macht also vieles richtig und ist unterhaltsam, wenn von einigen negativen Faktoren abgesehen wird. Leider braucht die Handlung einige Zeit, um so richtig in Fahrt zu kommen und dass die erste Staffel nur gerade sechs Folgen beinhaltet, empfand ich ebenfalls nicht als schlimm. Das offene Ende lässt mich trotzdem auf eine Fortsetzung hoffen. Tribes of Europa empfehle ich jedenfalls an alle Fans von dystopischen Settings und Action.