Naomi Ackie aus I Wanna Dance With Somebody - Superbowl

I Wanna Dance With Somebody – Das Biopic über eine der grössten Sängerinnen ihrer Generation

I Wanna Dance With Somebody ist ein 2022 erschienenes Biopic von Kasi Lemmons über Whitney Houston. Dabei konnte der Film mit Anthony McCarten, dem Drehbuchautor von Filmbiografien wie Die Entdeckung der Unendlichkeit (2014) über Stephen Hawking und Bohemian Rhapsody über Queen mit einem erfahrenen Filmschaffenden für mainstreamtaugliche Biopics aufgewertet werden. Die Hauptrolle der Sängerin übernahm Naomi Ackie.

Naomi Ackie während des Afrikakonzerts
Whitney lässt sich vom Applaus berieseln. | Bild: Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH / Sony Pictures Motion Picture Group

Von einer Nachtclubsängerin zum Superstar

Der Film erzählt den Aufstieg von Whitney Houston, die sich in den 80er-Jahren zu eine der grössten Sängerinnen ihrer Generation entwickelte und leider 2012 im Alter von 48 Jahren viel zu früh verstarb. Dabei werden auch die emotionalen Konflikte, die sie in ihrem Elternhaus erlebte, aufgearbeitet. Vor allem zeigt das Biopic Whitneys steinigen Weg hin zu einer selbstbestimmten Künstlerin. Für eine lange Zeit bestimmte nämlich ihr Vater John Houston über sie und ihre Vermarktung und verwaltete auch ihr Vermögen, bis sie sich schliesslich aus seinen Fängen befreite. Ihre Mutter Cissy Houston, die ebenfalls Sängerin ist, unterstützte Whitney hingegen ausnahmslos und aufopfernd. Daneben thematisiert der Film auch Whitneys Ehe mit dem untreuen R&B-Sänger Bobby Brown, der die Sängerin in ein weiteres Unglück brachte.

Naomi Ackie in einer Konzertszene
Whitney absolviert einen Auftritt mit der Band New Edition. | Bild: Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH / Sony Pictures Motion Picture Group

Houstons Songs machen I Wanna Dance With Somebody aus

Die stärksten Szenen des Films gehören vor allem den musikalischen Momenten mit Naomi Ackie als Whitney auf der Bühne. Hier dominiert ein wuchtig dynamischer Sound, mit dem der Film ein gelungenes Abbild von Whitneys musikalischer Genialität erzeugt. Dabei ist es eine gute Entscheidung gewesen, Whitneys Songs in ihrer Gesamtheit zu präsentieren und auch jene Momente vor den berühmten Auftritten zu zeigen, um in diesen Szenen zumindest mal etwas tiefer in Whitneys Welt eintauchen zu können. Diese musikalischen Momente lockern den Film auch immer wieder auf. Mit einer Laufzeit von 146 Minuten ist der Film aber in Teilen auch etwas langatmig.

Naomi Ackie aus I Wanna Dance With Somebody AMA 1994
Whitney gibt alles für ihren Auftritt bei den AMAs 1994. | Bild: Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH / Sony Pictures Motion Picture Group

Tolles Schauspiel trotz fehlender Ähnlichkeit

Schauspielerisch kann Naomi Ackie auch wenn sie optisch nicht ganz Whitney Houston entspricht, punkten. Selbst, wenn in den emotionalen Höhepunkten oftmals die bereits durch die nicht aufgegriffene Kindheit emotional mitgerissene Identifikation zur Hauptfigur fehlt, agiert sie dennoch glaubwürdig in ihrer Rolle. Weiterhin überzeugen Stanley Tucci als Whitneys sympathischer Manager sowie Clarke Peters als Whitneys strenger Vater John Houston und Tamara Tunie als Whitneys aufopfernde Mutter Cissy Houston.

Die Kameraarbeit des Films gestaltet sich dabei innerhalb der Auftritte sehr ruhig mit vereinzelten gut gewählten Kamerafahrten. Innerhalb ihrer privaten Momente ist der Film dann aber auch mal mit ein paar unruhiger gefilmten Shots versehen, die Whitneys teils chaotisches Familienleben authentisch einfangen. Die im Film aufgebrachte Botschaft, dass Musik nicht der Hautfarbe untergeordnet werden sollte, da sie keine Farbe und Grenzen kennt, ist des Weiteren eine pädagogisch wunderschöne und tolerante Aussage, die eine Brücke über kulturelle Grenzen hinaus entstehen lässt und dem Film auch eine universelle Bedeutung beimisst.

Naomi Ackie in I Wanna Dance With Somebody Musikvideo-Szene
Whitney performt I Will Always Love You fürs Musikvideo. | Bild: Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH / Sony Pictures Motion Picture Group

Fehlende Vorgeschichte sorgt für Distanz

Leider konnte mich der Film im direkten Vergleich zu Biopics wie Tina – What’s Love Got to Do with It? (1993) über Tina Turner oder Respect (2021) über Aretha Franklin emotional nicht so sehr mitreissen. Das liegt aus meiner Sicht vor allem daran, dass mir der Bezug zu ihrer Kindheit fehlte. Es fühlt sich damit so an als fehle dem Film eine solche Vorgeschichte, damit der Zuschauer einen allumfassenden Blick erhält und das Drama damit möglicherweise noch mehr emotionale Tiefe erreicht.

Wir wachsen mit ihr als Zuschauer von Kindheitsbeinen mit auf und so hat man einen besonderen Bezug zum Hauptprotagonisten – so wie beim Tina Turner-Biopic. Dennoch ist der Film natürlich verständlich und durch die autoritäre Stimmung im Elternhaus wird schnell deutlich, wie wohl auch ihre Kindheit geprägt war. Aber so wird man als Zuschauer schliesslich immer auch ein bisschen auf Distanz gehalten und blickt eher auszugsweise auf vereinzelte emotionale Momente innerhalb wichtiger Karriereabschnitte, die zwischen den Musikeinlagen aufgegriffen werden.

Dabei verzichtet der Film auch auf die wohl dramatischsten Momente ihres Todes, um vor allem auch einen mainstreamtauglicheren und eher zelebrierenden, aber trotzdem noch rührseligen Abschluss zu finden. Wobei der Abspann mit eingeblendeten Text und originalen Aufnahmen dann schliesslich voll und ganz Whitney selbst gehört, womit auch die abschliessende Rührseligkeit erreicht wird. Dies ist aber in der Regel auch für Filme dieser Art üblich.

Naomi Ackie und Stanley Tucci aus I Wanna Dance With Somebody
Whitney mit ihrem vertrauenswürdigen Manager Clive Davis. | Bild: Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH / Sony Pictures Motion Picture Group

Mein Fazit zu I Wanna Dance With Somebody

I Wanna Dance With Somebody ist ein Filmdrama, das aus schauspielerischer, musikalischer und visueller Sicht gut unterhält. Dabei kann sich auch die Botschaft des Films über die musikalische Kraft von kulturellen Grenzen hinaus, absolut sehen lassen. Vor allem aber die musikalischen Momente runden das Biopic gelungen auf. Leider stehen diesen positiven Punkten eine fehlende emotionale Zugänglichkeit und eine etwas langatmige Erzwählweise entgegen. Diese Schwächen machen aus I Wanna Dance With Somebody ein ziemlich mittelmässiges Biopic, dass seinem aussergewöhnlichen Weltstar in seiner Gesamtheit nie so richtig gerecht werden kann. Alles ist ähnlich wie schon bei Bohemian Rhapsody von Drehbuchautor Anthony McCarten auf die letztendlich mainstreamtaugliche Ausrichtung und natürlich auch filmisch abgerundete Dramaturgie angepasst. So ist der Film ein Biopic, das aus der Masse zahlreicher ähnlicher Musikbiografien kaum heraussticht. Dennoch ist der Film vor allem für Fans von «The Voice» Whitney Houston Pflichtprogramm und auch ansonsten ein sehenswertes Sonntags- bzw. Feiertagsprogramm.

Seit dem 16. März könnt ihr euch den Film jedenfalls auf Blu-ray und DVD holen und euch ein eigenes Bild davon machen.

Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.