Daniel Craig als James Bond in No Time to Die

No Time to Die: Daniel Craigs letzter James Bond-Film ist fantastisch und mutig zugleich!

Seit heute läuft der lang ersehnte James Bond: No Time to Die (auf Deutsch: Keine Zeit zu sterben) in den deutschsprachigen Kinos. Sechs Jahre mussten Fans des Agenten auf diesen Film warten. Verzögert hat sich der Kinostart durch Schwierigkeiten bei den Dreharbeiten sowie der Corona-Pandemie. Daniel Craig schlüpft das letzte Mal in die Rolle des ikonischen Spions. Wie gut ist das neue Action-Abenteuer mit dem Doppelnull-Agenten?

Aus dem geplanten Ruhestand wird nichts

James Bond geniesst seine Ferien mit Madeleine Swann in Italien. Allerdings hat er Mühe, mit seiner Vergangenheit und vor allem mit seiner grossen Liebe Vesper Lynd abzuschliessen. Sehr zum Missfallen von Madeleine, seiner neuen Flamme. Im malerischen Matera, besucht er Vespers Grab und versucht, einen Schlussstrich zu ziehen. Leider erweist sich die Ruhestätte als explodierende Falle der Terrororganisation Spectre, die vom mittlerweile inhaftierten Ernst Stavro Blofeld geleitet wurde. Bond überlebt, wird angegriffen und kann mit Madeleine entkommen. Da sie die Tochter vom ehemaligen Spectre-Mitglied Mr. White ist, misstraut er ihr und beschliesst, seinen Ruhestand im sonnigen Jamaika alleine zu verbringen.

Fünf Jahre nach diesem Ereignis bricht ein Spezialteam einer kriminellen Organisation in ein Chemielabor ein, stiehlt ein geheimes Projekt und entführt den Wissenschaftler Valdo Obruchev. Bei der gestohlenen Substanz handelt es sich um eine gefährliche DNS-Waffe namens «Herkules». Und diese ist nicht zu unterschätzen: Durch «Herkules» ist man in der Lage, mittels der DNA von zuvor definierten Menschen, einen Angriff zu starten und diese gezielt zu vernichten. So wird Bond vom CIA-Chef Felix Leiter aus dem Ruhestand geholt und beauftragt, den entführen Wissenschaftler Obruchev im kubanischen Santiago aufzuspüren und dingfest zu machen. Die Agentin Paloma soll ihm dabei helfen. Allerdings sind die beiden nicht die einzigen Interessenten: Die MI6-Agentin Nomi ist ebenfalls hinter dem Chemiker her.

Das ruft Bonds ehemaligen Chef M auf den Plan, der den ehemaligen Top-Agenten nach langem Hin und Her wieder rekrutiert. Die Spuren führen zum mysteriösen Lyutsifer Safin, der nichts Gutes im Schilde führt und einen bösartigen Plan verfolgt. Bond und Nomi werden nun losgeschickt um ihn zu stoppen. Dabei macht Bond eine Entdeckung nach der anderen, mit denen er nicht gerechnet hat…

Daniel Craig aus James Bond - No Time to Die
James und Madeleine haben auch keine Ruhe. | Bild: © 2019 DANJAQ, LLC AND MGM. / © Universal Pictures International Switzerland

Daniel Craigs letzter fulminanter Agententhriller

Wie wir alle es von 007-Filmen kennen, gibt es auch in No Time to Die schnelle Autos, spezielle Uhren und Humor à la James Bond. Rasante Actionszenen sorgen dafür, dass der knapp drei Stunden lange Film nicht langweilig wird. Auch bei den Filmsets haben die Macher aus dem Vollen geschöpft und imposante Schauplätze entworfen. Bei einem Budget von 250 Millionen US-Dollar ist das nicht verwunderlich. Somit ist No Time to Die der längste und teuerste Bond-Film aller Zeiten. Kann der neue Streifen aber mit den bisherigen der Craig-Ära mithalten? Durchaus, denn wie bei Spectre und Skyfall haben die Macher Bonds verletzliche und emotionale Seite gut in Szene gesetzt. Dargestellt wird sie hervorragend von Daniel Craig.

Er ist zerrissen und nicht in der Lage, mit der Vergangenheit abzuschliessen. Anders als in den beiden Vorgängerfilmen, ist das in diesem Streifen noch besser ausgearbeitet. Hinzu kommt sein Alter und seine von zahlreichen Verletzungen geprägte Gesundheit. Diese führt dazu, dass er bei der neuesten Mission grosse Unterstützung von den Agentinnen Nomi und Paloma bekommt. Die beiden haben ordentlich Feuer unterm Hintern und sind ein gutes weibliches Pendant zu Bond. Gespielt werden sie von Lashana Lynch und Knives Out-Star Ana de Armas. Ein weiterer Punkt, dass No Time to Die deutlich moderner als die früheren 007-Filme wirkt. Auch auf Bonds Humor wird nicht verzichtet und so wird der obligate Wodka Martini witzig im Film integriert.

Lashana Lynch als Nomi in No Time to Die
Nomi ist hilft Bond bei seiner Mission. | Bild: © 2019 DANJAQ, LLC AND MGM. / © Universal Pictures International Switzerland

Fieser Bösewicht mit teuflischer Bio-Waffe

Auf der Seite der Antagonisten erleben wir erneut Christoph Waltz als Blofeld, der trotz der kurzen Screentime einen erneut boshaften Eindruck hinterlässt. Bohemian Rapsody-Star Rami Malek verkörpert den teuflischen Safin und liefert eine ziemlich psychotische Performance ab. Er erinnert mit seinem Auftreten, dem Blick und der Art zu sprechen gar an den ersten Bond-Bösewicht Dr. No. Die genauen Gründe für seinen weit umfassenden Masterplan werden leider nicht so genau dargelegt, der Fokus liegt eher auf einer Geschichte, die er als Junge erfahren hat. Das ist ein kleiner Dämpfer, aber schadet dem Film bei weitem nicht.

Die Macher um das Produzenten-Team Barbara Broccoli und Michael G. Wilson haben bei der Wahl der Waffe der Bösewichte ein gutes Händchen bewiesen. Anstelle einer sonst üblichen Atomwaffe, haben sie sich für eine DNS-Substanz entschieden. Wer der Hersteller dieser ist, wird aus spoilertechnischen Gründen nicht verraten. Das Mittel «Herkules» erinnert mit seiner Art an das Coronavirus. Nur, dass da eine Maske und Desinfektionsmittel mit Sicherheit nicht ausreichen würden, um sich zu schützen.

Rami Malek als Safin in No Time to Die
Was führt Safin im Schilde? | Bild: © 2019 DANJAQ, LLC AND MGM. / © Universal Pictures International Switzerland

No Time to Die ist wie für die grosse Leinwand geschaffen

Während die Schweizerpremiere anlässlich des Zurich Film Festivals im neu eröffneten Kongresshaus stattfand, durften die Journalisten den Streifen gleichzeitig im IMAX in Spreitenbach begutachten. Und das war auch gut so, denn der Film ist ideal für so eine grosse Leinwand konzipiert und optimiert. Dazu zählt nicht nur die Soundkulisse, sondern auch die Kameraführung von Linus Sandgren. Gedreht wurde auf 65mm-Film, der auf der IMAX-Leinwand ausgezeichnet zur Geltung kommt. Hier lohnt es sich also durchaus, ein bisschen mehr Geld für den Kinobesuch zu investieren. Man ist buchstäblich voll im Film drin, dass fällt einem beispielsweise bei der Pistolenlauf-Sequenz auf. Nebst den Soundeffekten können sich Filmfans auf den Soundtrack von Hans Zimmer freuen. Obwohl sich der Meister-Komponist an den Themes der Bond-Reihe orientiert und diese geschickt eingebaut hat, ist sein unverkennbarer Stil sehr präsent. An manchen Stellen erinnert er den Zuschauer an die Soundtracks von Interstellar oder The Dark Knight

Daniel Craig und Ana de Armas aus Keine Zeit zu sterben
Paloma und James im kubanischen Santiago. | Bild: © 2019 DANJAQ, LLC AND MGM. / © Universal Pictures International Switzerland

Mein Fazit zu No Time to Die

Der Kinostart des 25. James Bond-Film wurde insgesamt sechsmal verschoben. Die Warterei hat sich gelohnt. Der Streifen ist opulent, an manchen Stellen furchterregend und schlau inszeniert. Cary Joji Fukunaga, der den ursprünglich eingeplante Danny Boyle ersetzte, hat eine tolle Arbeit geleistet. Mit derjenigen von seinem Vorgänger Sam Mendes ist sie zwar nicht zu vergleichen, aber dennoch passabel. Daniel Craig hat nach den Dreharbeiten zu Spectre verkündet, dass es sich bei No Time to Die um seinen letzten Bond-Film mit ihm handelt. Während 15 Jahren hat er die Rolle in 5 Filmen gespielt und dem Agenten seinen persönlichen Stempel aufgedrückt. Wer die Rolle nach diesem Streifen bekommt, ist noch nicht bekannt. Es wird jedenfalls schwierig sein, einen Neuanfang zu starten. Gerade nach Ende des aktuellen Streifens, bei dem die Macher grossen Mut bewiesen haben.

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