Squid Game

Squid Game – Die neue Netflix-Serie aus Südkorea macht aus Kinderspielen ein Spiel um Leben und Tod

Hat Netflix hier einen neuerlichen Hit gelandet? Erst seit Kurzem ist die südkoreanische Serie Squid Game zum Streamen verfügbar. Doch schon jetzt ist sie in diversen Ländern an der Spitze der Streaming-Charts. Aktuell befindet sich die Survival-Drama-Serie auf bestem Weg, erfolgreiche Titel wie Lupin oder Bridgerton zu übertrumpfen. Worum geht es in der Serie und welche mörderischen Spiele erwarten den Zuschauer?

Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält leichte Spoiler zu Squid Game

Geldnot, Spielsucht und Angst, die eigene Tochter zu verlieren

Seong Gi-hun ist ein Verlierer auf ganzer Linie. Er ist hochverschuldet, insbesondere durch seine exzessiven Wetten bei Pferderennen. Dadurch hat er in den vergangenen Jahren eine Unsumme an Schulden angehäuft, die er durch ehrliche Arbeit niemals wird zurückzahlen können. Eines Tages macht Seong Gi-hun an einer U-Bahn-Station dann eine merkwürdige Bekanntschaft. Ein Mann in teurem Anzug verspricht ihm eine grosse Summe Geld, sollte Seong Gi-hun ihn bei einem einfachen Kinderspiel besiegen. Dies weckt die Spielsucht in Seong Gi-hun und er gerät in einen regelrechten Rausch. Und tatsächlich erspielt er in einem Spiel, das er aus seinen Kindheitstagen kennt, viel Geld. Der Anzugträger verlangt nichts als Gegenleistung, überreicht Seong Gi-hun aber seine Visitenkarte. Mit dem Versprechen, dass der Spielsüchtige seine Schulden in kürzester Zeit zurückzahlen könnte, verschwindet der mysteriöse Mann und lässt Seong Gi-hun mit vielen Fragen zurück.

Seong Gi-hun und sein Keks | Bild: Youngkyu-Park / Netflix

Bald darauf droht Seong Gi-huns ohnehin schon schwierige Beziehung zu seiner Tochter gänzlich zu zerbrechen. Seine Ex-Frau plant, mit ihrem neuen Partner und dem Mädchen in die Vereinigten Staaten zu ziehen. Für Seong Gi-hun scheint es keine Möglichkeit zu geben, das zu verhindern – es sei denn, er kommt schnell an Geld. Daher bleibt ihm keine andere Wahl, als die Visitenkarte des unbekannten Anzugträgers zu zücken. Gibt es für ihn tatsächlich die Möglichkeit, viel Geld zu gewinnen und damit seine Familie zu retten? Immerhin ist auch seine Mutter an Diabetes erkrankt und muss dringend operiert werden.

Spiele aus Kindheitstagen – So brutal wie nie zuvor

Kurze Zeit später schon findet sich Seong Gi-hun in einer riesigen Halle wieder. Gemeinsam mit 455 anderen Menschen ist er hier eingesperrt und wird von maskierten und bewaffneten Wärtern bewacht. Wo ist er und was haben die Maskierten mit ihm vor? Schnell merkt Seong Gi-hun, dass die Menschen hier alle eins gemeinsam haben: Sie alle sitzen auf einem grossen Schuldenberg und benötigen dringend Geld. Bald eröffnen die Maskierten den Versammelten, dass jeder und jede von ihnen eine faire Chance auf eine gigantische Summe Geld erhalten wird. Alles was sie tun müssen, ist sechs Runden in einem noch unbekannten Spiel zu überstehen. Und schon bald startet die erste Runde des Spiels. Ungläubig bemerken Seong Gi-hun und die anderen Spieler, dass es sich um das Kinderspiel «Rotes Licht, Grünes Licht» handelt. Sie alle haben das als Kinder gespielt. Die Regeln sind einfach, weshalb sollten sie dafür also viel Geld bekommen?

Squid Game
Die Gefangenen vor dem mörderischen Spiel | Bild: Youngkyu-Park / Netflix

Kaum hat das Spiel allerdings begonnen, ist klar: Wer verliert, ist tot. Geleitet werden die Spiele stets von den mysteriösen, maskierten Männern in roten Anzügen. Doch wer verbirgt sich hinter der schwarzen Maske des sogenannten Frontmans, des Spielleiters? Zusammen mit seinem Kindheitsfreund Cho Sang-Woo, dem Greisen Oh Il-man und der schweigsamen Nordkoreanerin Kang Sae-byeok kämpft sich Seong Gi-hun durch das brutale Spiel. Immer wieder fallen ihre Kameraden den tödlichen Spielen zum Opfer. Kann es Seong Gi-hun tatsächlich gelingen, die mörderischen Kinderspiele zu überleben und den gewaltigen Geldgewinn zu erreichen?

Und täglich grüssen die Maskierten

Immer mal wieder erreichen uns Serien aus Südkorea oder Japan, deren Erfolg niemand vorhergesehen hat. Zuletzt war dies die dramatische Survival-Serie Alice in Borderland, an die ich mich beim Ansehen von Squid Game immer mal wieder erinnert habe. Doch Squid Game ist kein blosser Abklatsch, sondern bietet sehr viel eigene Qualitäten. Besonders positiv in Erinnerung geblieben sind mir die diversen Sets und Kulissen, die zwar modern und futuristisch, doch auch sehr passend für ein horrormässiges Spiel sind. Erneut beweisen die asiatischen Macher hier ein gutes Händchen. So auch mit den Masken und Kostümen. Spätestens seit der erfolgreichen Serie Haus des Geldes ist klar, dass sich Masken und einfarbige Anzüge perfekt dazu eignen, die Protagonisten einer Serie zu maskieren und ihnen sie in eine mysteriöse Atmosphäre zu hüllen. In Squid Game ist das jedenfalls gut gelungen, obschon sich die Macher stark an den Kostümen aus Haus des Geldes orientiert haben dürften.

Was haben die Maskierten vor? | Bild: Youngkyu-Park / Netflix

Wer Squid Game oder zumindest den Trailer gesehen hat, dem werden die drei Formen Kreis, Dreieck und Quadrat aufgefallen sein. Mir persönlich hat es sehr gefallen, dass diese Symbole immer mal wieder in die Kulissen und Requisiten eingebaut worden sind. Squid Game bekommt so eine gute Kontinuität, die ansonsten möglicherweise durch die Handlung gelitten hätte. So aber kann sich der Zuschauer sehr gut innerhalb der verschiedenen Handlungsstränge orientieren. Immerhin begleiten wir nicht nur Seong Gi-hun in seinem Kampf ums Überleben. Vielmehr bekommt der Zuschauer auch Einblicke in die Geschehnisse rund um den Frontman selbst und in die eines jungen Polizisten, der die Spiele zu sabotieren versucht.

Überzeugender Cast und spannende Geschichte in Squid Game

Insgesamt hat mich Squid Game mehr als überzeugt. Die Serie ist spannend, von einigen sehr langatmigen Sequenzen zu Beginn und gegen ihr Ende hin mal abgesehen. Auch der Cast kann sich durchaus sehen lassen, obschon die Schauspielerinnen und Schauspieler hierzulande wohl nur den wenigsten bekannt sein dürften. Lee Jung-jea schlüpft in Squid Game in die Rolle des Protagonisten Seong Gi-hun. Seine Figur muss nicht nur in körperlicher Hinsicht einiges durchmachen. Auch emotional befindet sich Seong Gi-hun praktisch ständig in einer stressigen Ausnahmesituation, was Lee Jung-jea gut darstellt.

Zusätzlich zu ihm ist mir auch der Schauspieler Oh Young-soo positiv in Erinnerung geblieben. Er mimt den Greisen Oh Il-nam und schafft es, dessen fortschreitende Demenz überaus glaubwürdig zu spielen. Squid Game ist also definitiv eine Überraschung und Netflix hat mit dieser südkoreanischen Dramaserie vieles richtig gemacht. Ob die Serie eine Fortsetzung bekommt, ist derzeit noch nicht bekannt. Doch der unglaubliche Erfolg sowie das Ende der ersten Staffel deuten sicherlich darauf hin.

Netflix kämpft wegen Squid Game an mehreren Fronten

Dass Netflix bei Squid Game aber nicht ganz alles richtig gemacht hat, zeigen uns diverse Schlagzeilen aus den vergangenen Tagen. Einerseits laufen derzeit Abklärungen, ob Squid Game das inoffizielle Remake eines japanischen Horrorfilms aus dem Jahr 2014 ist. Dieser Film, As The Gods Will, thematisiert ebenfalls mörderische Kinderspiele, weshalb dieser Vorwurf durchaus berechtigt ist. Squid Game-Regisseur Dong-hyuk Hwang jedoch dementiert die Vorwürfe und argumentiert, dass er die Idee und ein erstes Drehbuch zu Squid Game bereits viele Jahre vor dem Release von As The Gods Will fertiggestellt hatte.

Andererseits könnte Squid Game für Netflix zudem teurer werden als zuerst gedacht. Zum einen wurde für die Visitenkarten, die in der Serie prominent genutzt werden, eine real existierende Telefonnummer genutzt. Der Besitzer dieser Nummer wurde laut eigenen Aussagen unzählige Male angerufen. Netflix riet dem frustrierten Mann daraufhin, seine Telefonnummer ändern zu lassen. Ob hier noch eine Klage folgen wird, bleibt abzuwarten. Zum anderen jedoch kämpft Netflix derzeit mit einer Klage in Höhe von knapp 20 Millionen Euro. Der Grund: Der südkoreanische Provider SK Broadband war auf das riesige Datenaufkommen aufgrund der Popularität von Squid Game nicht vorbereitet. Nicht nur hierzulande ist Squid Game also ein voller Erfolg.