In diesem Jahr feiert der von Greg McLean inszenierte australische Horrorfilm Wolf Creek seinen 20. Geburtstag. Bereits Ende letzten Jahres hatte der Film dank Turbine Medien seine 4K-Weltpremiere. Kürzlich ist nun ein weiteres Mediabook mit einem alternativen Cover erschienen. In Wolf Creek wird ein mehrwöchig angepeilter Ausflug ins Outback für die Freunde Liz, Kristy und Ben zu einem abgrundtief grausamen Verhängnis. Ob der Horrorfilm auch gut 20 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch überzeugen kann und die dazugehörige Mediabook Umsetzung zu gefallen weiss, möchte ich euch in meiner Kritik verraten.

Wolf Creek vermischt Fiktion und Wahrheit
Der von wahren Begebenheiten inspirierte, aber letztlich fiktional verschmolzene Film erzählt die Geschichte der Freunde Liz, Kristy und Ben, die im australischen Outback einen mehrwöchigen Ausflug unternehmen. Dort möchten sie vor allem den Meteoritenkrater Wolf Creek mitsamt der dortigen Landschaft besichtigen. Nach einem unschönen Zwischenstopp an einer Kneipe wollen die Freunde vor Ort des Wolf Creek Craters weiter ins nördliche Darwin reisen, doch ihr Auto lässt sich nicht mehr starten. Zwischenzeitlich gefangen im weit und breit menschenleeren australischen Outback kommt ihnen jedoch in der Nacht ein Mann namens Mick mit einem Abschleppwagen zur vermeintlichen Hilfe.
Aufgrund einer defekten Zündspule bietet er ihnen an, sie mit seinem Wagen in sein Camp zu transportieren, um ihnen dort unentgeltlich Ersatzteile einzubauen. Dieser Ort liegt allerdings entgegen der Wunschroute der Backpacker. Doch da sie keine andere zeitnahe Lösung sehen, entschliessen sie sich, diesen Deal anzunehmen. Nach einer gefühlsmässig langen Fahrt erreichen sie schliesslich ein von der Zivilisation völlig abgeschirmtes Bergwerk mitsamt Schrottplatz. Dort lernen sie an einem gemeinsamen Lagerfeuer Mick etwas näher kennen, der von seiner früheren Tätigkeit als Jäger erzählt. Doch einen Tag später sehen sich die Freunde getrennt voneinander einer lebensbedrohlichen Lage ausgesetzt. Ein grausames Katz-und-Maus-Spiel nimmt fortan seinen blutigen Lauf.

Genremix aus Roadmovie und Horrorfilm
Mit Wolf Creek hat Greg McLean einen düsteren Horrorfilm geschaffen, der dem australischen Genrefilm nach einer langen Durststrecke wieder neues Leben einhauchte. Dabei überzeugt der Film vor allem dank seiner langsam intensivierenden, Unheil bringenden Atmosphäre. Die Figuren werden schliesslich mit aller Sorgfalt eingeführt, so dass die erste Hälfte eher einem seichten Roadmovie gleicht, bis der Film stufenweise von diesem Genre ausbricht, mit vereinzelten Thriller Elementen erweitert wird und sich in der zweiten Hälfte zum Horrorfilm entwickelt. Spätestens mit dem stimmig eingeführten Genrewechsel wird das Wetter wie auch der Film düster und unvorhersehbar. Hierbei bricht Wolf Creek mit den gängigen Konventionen des Genres und setzt dabei abwechslungsreiche Akzente, die den Horrorfilm zu einer fesselnd-gelungenen Zerreissprobe für den Zuschauer machen.

John Jarratt brilliert in Wolf Creek
Dabei geht vor allem John Jarratt in seiner Rolle als Mick Taylor vollends auf. Seine Figur, welche die sympathische Fassade von Crocodile Dundee mit der abenteuerlichen Risikobereitschaft von Steve Irwin in eine abgrundtief böse Fassette befördert und mit der sarkastischen Schlagkraft eines Freddy Kruegers kombiniert, sorgt für maximales Unbehagen. Vor allem dann, wenn sein hämisches Lachen in bedrohliche Szenarien hineinklingt und zu einem raschen Wechsel führt, der sich aus meiner Sicht nur noch im Superlativ des grausamsten Vergehens an Menschen umschreiben lässt. Der damals vor allem in Australien etablierte Darsteller und bis dahin vor allem auf sympathische Typen abonnierte John Jarratt überzeugte somit auf ganzer Linie mit einer gänzlich anderen Facette. Er selbst war hierbei auch der Meinung, dass in der Rolle von Mick keinerlei Eigenschaften seiner Privatperson zu finden sind. Somit die wahrscheinlich beste Schauspielleistung seiner bisherigen Karriere.
Bei den Opfern Liz, Kristy, und Ben, die von Cassandra Magrath, Kestie Morassi und Nathan Phillips verkörpert werden, wird die Umkehr gängiger Horrorfilmklischees am deutlichsten sichtbar. Schauspielerisch agieren sie allesamt in Anbetracht des Genres überdurchschnittlich gut und sorgen bereits zuvor für authentische und zuschauerbindende Momente.

Lebendige Kameraführung für den Outback-Horror
Ein ebenfalls grosser Garant für den Erfolg des Films war der 2007 leider viel zu früh verstorbene Kameramann Will Gibson, der sowohl die beeindruckenden meilenweiten Landschaften in all ihrer Pracht sowie die klaustrophobische Dichte ggü. der Opfer eindringlich einzufangen wusste. In Verbindung mit einem teils dokumentarischen Stil, der sich dank einer oftmals sehr lebendig eingesetzten Kameraführung auszeichnet, wird Wolf Creek schliesslich zu einem fast schon real anmutenden Erlebnis. Also eine herausragende Arbeit, die zu einem meisterhaften Kontrast zwischen grossaufgefahrenen und glanzvollen Shots des Outbacks sowie einem rauen Stil aus dokumentarischen Einflüssen verschmilzt.
Die Gewaltdarstellung ist darüber hinaus nicht an der vollumfänglichen Abbildung grausamer Einzelheiten interessiert und deutet einige Gewalteinwirkungen zum Vorteil der atmosphärischen Intensivierung nur an. Die Filmmusik sorgt darüber hinaus für ein wirkungsvoll-dramatisches, aber nie aufdringlich-manipulierendes Gesamtkonzept, dass die Gefühlslage der Figuren grandios begleitet.

Die Wolf Creek-Mediabooks von Turbine Medien
Turbine Medien veröffentlichte bereits am 12. Dezember 2024 vier Mediabook-Covervarianten mit einem Buchteil von Tobias Hohmann. Etliche Jahre zuvor war der Film schon vom Verleiher Studiocanal im Vertrieb von 84‘ Entertainment als Blu-ray Mediabook ausgewertet worden. Der Kaufanreiz der Turbine Mediabooks liegt somit bei der Gestaltung der Sondereditionen, der 4K-Umsetzung und dem neuen Buchteil von Tobias Hohmann, die sich aus meiner Sicht absolut auszahlen. Das nun zusätzlich veröffentlichte Mediabook mit einer Limitierungszahl von 777 Stück weiss mit einer gezeichneten, sehr stimmig-getroffenen Titelfront und einem kurzen englischen Satz auf einer thematisch weiterführenden Rückseite zu überzeugen. Dem Mediabook liegt zudem ein dünn-gehaltenes Blatt mit einer Handlungs- bzw. Inhaltsbeschreibung bei.

Ein Blick ins Mediabook
Nach dem Öffnen findet sich auf der linken Seite die UHD-Scheibe, während sich anschliessend der Buchteil von Tobias Hohmann befindet, der den Stil des düster gehaltenen Innenlebens bestimmt. Darin beschäftigt sich Hohmann sowohl mit der Entstehungs- bzw. Hintergrundgeschichte des Films, der Biografie des Regisseurs, aber auch seinen Einfluss auf den australischen Horrorfilm, der dank Wolf Creek eine bedeutende weltweite Renaissance erfuhr. Demnach eine lesenswerte Einordnung, die den Stellenwert des Films innerhalb der australischen Filmgeschichte thematisiert. Dabei greift er einerseits Inhalte des fast einstündigen Making-Ofs von der Disc auf, aber kann auch noch mit weiteren Hintergrundinfos einen überaus gefälligen Mehrwert bieten. Der Text des Booklets ist dabei im geschriebenen Stil eines Drehbuches gehalten und wird mit grösstenteils hochwertig bedruckten Bildern aufgewertet. Auf der letzten Seite wird zudem eine Kritik von Helmut Krausser präsentiert. Abschliessend ist ausserdem noch die Blu-ray untergebracht.

Filmischer Look durch digitales Rauschen
Die Entscheidung, den Film dank Kameramann Will Gibson nicht auf Mini-DV, sondern in High Definition zu drehen, kommt dem Werk auch in seiner 4K-Fassung zugute. Vielleicht hätte es ansonsten nicht mal Sinn ergeben, den Film auf Blu-ray auszuwerten. Gedreht wurde hierbei mit einer Sony HDW-F900, die allerdings lediglich in 1920 x 1080 Pixeln aufzeichnet. Demnach dürfen bei einer 4K-Umsetzung erstmal berechtigte Zweifel bzgl. der Sinnhaftigkeit aufkommen. Diese sind aber vollkommen unbegründet, denn Turbine Medien hat mithilfe eines HDR-Gradings eine Umsetzung abgeliefert, die auch Regisseur Greg McLean in einem Vorwort lobend zur Kenntnis genommen hat.
Der Film kann trotz der Tatsache, dass er kostengünstig gedreht wurde, mit einem oftmals intensiven Gold-Orange-Look qualitativ überzeugen. Darüber hinaus werden feinste Details wie Hautunreinheiten oder Stoffstrukturen sauber abgebildet. Das leichte digitale Rauschen sorgt ausserdem für einen rauen, filmischen Look, der sich stimmig in die Szenerie einfügt. Die rund 20 Jahre sieht man dem Film somit keineswegs an. Er kann in vereinzelten Abschnitten in welchen die weiten Landschaften des Outbacks abgebildet werden, sogar mit Produktionen aus den letzten Jahren mithalten.

Toller Ton dank neuem Dolby-Atmos-Mix
Tonal bietet der Film vor allem im neu-angefertigten Dolby-Atmos-Mix dynamisch-druckvolle Klangerlebnisse. Daneben sind noch zwei weitere DTS-HD-Master Tonspuren enthalten, die ebenfalls ihren Zweck erfüllen. Das Bonusmaterial ist ansonsten bereits von den früheren Blu-ray Veröffentlichungen von Studiocanal bekannt. So gibt es ein rund 50-minütiges Making-of mit allerhand Hintergrundinfos zur Entstehung, ein gut achtminütiges Interview mit Hauptdarsteller John Jarratt, dass sich allerdings in manchen Aspekten zum Making-of wiederholt, eine unveröffentlichte Szene sowie ein Audiokommentar mit dem Regisseur Greg McLean, Co-Produzent Matt Hearn aber auch den Darstellern Cassandra Magrath und Kestie Morassi. Alles zum Glück auch deutsch untertitelt.
Mein Fazit zu Wolf Creek
Wolf Creek hat den australischen Horrorfilm nochmal neu befeuert und kann auch gut 20 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung dank seiner Atmosphäre, unkonventionellen Entscheidungen und den grossartigen Hauptdarstellern überzeugen. Die Gewaltdarstellung ist hierbei auf stimmige Weise der fesselnden Atmosphäre untergeordnet. Das Mediabook ist darüber hinaus sowohl optisch, inhaltlich als auch technisch eine lohnenswerte und dem Film entsprechend würdige Veröffentlichung, die vor allem dank des qualitätsbewussten Einsatzes von Turbine Medien und dem überaus informativen Buchteil von Tobias Hohmann überzeugen kann.
Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.
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